Tradition und Traditionspflege
Im derzeit gültigen Erlass wird Tradition für das Österreichische Bundesheer wie folgt definiert: "Tradition ist die Weitergabe von gleichbleibenden Werten und Normen, die als vorbildhaft und nachahmenswert erachtet und von Generation zu Generation weitergegeben werden. Durch die Tradition werden Vergangenheit und Gegenwart sowie die einzelnen Generationen miteinander verbunden."
Der Begriff "Tradition" ist subjektiv behaftet: Welche Werte werden gelebt? Welche Normen werden eingehalten? Wer steht in welcher Ausdrucksart auch immer zu welchen Werten und Normen?) Tradition ist "nur" eine Auswahl der Geschichte. Sie bildet sich in einem Prozess der werteorientierten Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und ist vor allem emotional bestimmt.
Zweck der Tradition und Traditionspflege ist es, den Soldaten als Motivationshilfe im Frieden vor allem aber im Einsatz zu dienen. Österreichische militärische Traditionen und Brauchtümer können und dürfen nur Werte hochhalten, die einwandfrei im Einklang mit der gültigen österreichischen Rechtsordnung sind.
Traditionspflege
Tradition ist per se nichts Materielles. Sie äußert sich in Form der Traditionspflege. Traditionspflege ist die konkrete, sichtbare und personifizierte Auseinandersetzung mit Tradition. Für das Österreichische Bundesheer bieten sich folgende Bereiche der österreichischen Militärgeschichte als traditionsbildende Elemente:
Die angeführten Säulen der Traditionspflege sind eine taxative und prioritäre Aufzählung. Da sich die Traditionspflege im Österreichischen Bundesheer an der österreichischen Verfassung und am Völkerrecht orientiert, ist die Zeit des Dritten Reiches für eine Traditionsbegründung nicht zulässig. Nach eingehender Prüfung können jedoch im Einzelfall vorbildhafte Verhaltensweisen von Österreichern, die in der deutschen Wehrmacht gedient, oder im pro-österreichischen Widerstand gewirkt haben, hinzugezählt werden.
Die Anwendung der Traditionspflege erfolgt in Form von
- militärischen Feiern und Veranstaltungen (Angelobungen, Ausmusterungen, Großer Zapfenstreich, Kranzniederlegungen etc.);
- Benennung von Kasernen und Liegenschaften;
- Denkmälern und Gedenktafeln;
- Verbandsjournalen.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Soldatinnen und Soldaten des Österreichischen Bundesheeres sind Teil der Gesellschaft, nehmen Bedacht auf seine Vergangenheit, leben jedoch in der Gegenwart im Rahmen der sich ständig verändernden Einflussfaktoren und sind stolz und bewusst, eine zeitgemäße Gedenkkultur zu haben und verpflichten sich, im Sinne eines zukunftsorientierten Selbstverständnisses zu dienen.
Durch geänderte geopolitische Rahmenbedingungen, die Einsätze für Demokratie und Frieden im In- und Ausland sowie die Einbettung in multi- und internationale Verbände, bietet der Zeitraum der Zweiten Republik ein breites Spektrum für Traditionspflege mit unzähligen Anknüpfungsmöglichkeiten, sodass nicht ausschließlich auf die Ära der k.(u.)k.-Armee zurückgegriffen werden muss.