Montecuccoli-Kaserne
Adresse der Liegenschaft
Kasernenstraße 17, 7540 Güssing
Art der Liegenschaft
Kasernen, Flugplätze, Kommandogebäude
Bezeichnung der Liegenschaft
Kaserne Güssing (1962 - 1967), Montecuccoli-Kaserne (seit 1967)
Geschichte der Liegenschaft
Nach dem Ende des II. Weltkrieges und der Besatzungszeit war man von Seiten der Politik bemüht, auch in Orten abseits der großen Ballungsräume neue Kasernen zu errichten. So fasste auch die Stadtgemeinde Güssing 1957 den Beschluss, sich um die Errichtung einer Kaserne zu bemühen und bot dafür sogar die unentgeltliche Bereitstellung des benötigten Grundstücks für 30 Jahre an. Nachdem das zuständige Ministerium für Handel und Wiederaufbau und das Verteidigungsministerium das Angebot angenommen hatten wurde zwischen 1959 und 1962 eine kleine Jägerkaserne mit einem Fassungsvermögen von maximal zwei Kompanien errichtet, man wollte die kleinen Orte ja nicht überlasten.
Am 20. März 1962 marschierte die 3. Kompanie des Jägerbataillon 19, aus Pinkafeld kommend, hier feierlich ein. Bereits am 2. April 1962 wurden die ersten Wehrpflichtigen hierher einberufen und Ende April erfolgte die offizielle Übergabe der Kaserne durch Generaltruppeninspektor Fussenegger. Die Gebäude wurden durch den international bekannten österreichischen Architekten Prof. Karl Schwanzer entworfen (er hat unter anderem auch das Philips-Haus auf der Triesterstraße, den österreichischen Pavillon für die Weltausstellung in Brüssel (das später als 20-er-Haus im Schweizergarten weiterverwendet wurde) sowie das BMW-Verwaltungsgebäude in München entworfen), die Bauleitung lag bei Arch. Podlipny aus Güssing. In den späten 60er-Jahren wurden am Rand der Kaserne zwölf ebenerdige Bungalows im damals hochmodernen Stil zur Unterbringung des Kaders samt deren Familien errichtet.
Die in den 90er-Jahren als Raumreserve erworbenen angrenzenden Gebäude einer stillgelegten Molkerei wurden beim Assistenzeinsatz an der Staatsgrenze als Gefechtsstand und Unterkunft genutzt und von den ständig wechselnden Verbänden sehr geschätzt.
Im Zuge der Bundesheerreform BH 2010 wurde dann festgelegt, dass das im Südburgenland auf drei Kasernen aufgeteilte Jägerbataillon 19 in Güssing zusammengezogen werden solle und die beiden anderen traditionsreichen, aber ebenfalls nur kompaniegroßen, Kasernen in Pinkafeld und Oberwart verkauft werden. Der Standort Güssing wurde vor allen wegen der großen Platzreserven und der optimalen Übungsmöglichkeiten, aber auch aus politischen Rücksichten gewählt.
Nachdem die Finanzierung aus dem ordentlichen Budget nicht möglich. schien wurde mit der Bundesimmobiliengesellschaft ein Modell der "Alternativen Finanzierung" ausgearbeitet und die BIG mit der Errichtung einer "Musterkaserne" im Baurecht beauftragt. Ein besonderes Highlight ist, dass die Unterbringung aller Soldaten inklusive der Grundwehrdiener grundsätzlich in 4-Bettzimmern erfolgt, die alle über eine eigene Dusche und ein eigenes WC verfügen. Weiters wurde auf die zeitgemäße Ausgestaltung des Sozialbereiches und der Sporteinrichtungen großer Wert gelegt, die Werkstätten- und Garageninfrastruktur wurde bereits für die Ausstattung mit gepanzerten Gefechtsfeldfahrzeugen ausgelegt.
Nach Durchführung eines internationalen Architekturwettbewerbs, bei dem die Erhaltung des ursprünglichen Schwanzer-Baus eine Forderung war, wurde durch die siegreichen Architekten Peter Podsedensek und Thomas Rath 2008 mit der Planung begonnen. 2009 erfolgte der Spatenstich durch Bundesminister Darabos, 2014 wurde die Kaserne durch Bundesminister Klug feierlich (wieder-)eröffnet.
Quellen
Beitrag JgB 19, HR Mag G. Fritz: Pressemappe Eröffnung Montocuccoli-Kaserne 2014; Die Garnison Güssing. In: Der Soldat, 19/1975; Garnisonen im Südburgenland. In: Team 19, Truppenzeitung JgB 19, Sondernummer 2014
Namensgeber der Liegenschaft
Raimondo Graf Montecuccoli
Raimondo Graf Montecuccoli wurde am 21. Februar 1609 auf Schloss Montecuccolo bei Modena geboren. Er entstammte einem 1369 geadelten, 1450 in den Grafen-, 1530 in den Reichsgrafenstand und 1623 in den niederösterreichischen Herrenstand erhobenen, mittelitalienischen Adelsgeschlecht.
Nach sprachlichen und klassischen Studien trat er 1625 als Gemeiner in das kaiserliche Heer ein und lernte das Kriegshandwerk im wörtlichen Sinn "von der Pike auf". So kämpfte er von 1625 - 1633 in Schlesien, in den Niederlanden und in West- und Norddeutschland. Er wurde dabei abwechselnd bei den Fußtruppen und der Reiterei eingesetzt, bevorzugte aber nach seinen eigenen Angaben die Kavallerie, ohne den Wert der Fußtruppen zu unterschätzen "bei welchen die Disciplin erlernt werden könne, auf deren Grundlage jede Leistung und jeder Ruhm beruht".
Mit seinen Reitern kämpfte Montecuccoli 1634 bei Nördlingen, 1635 führte er bereits als Oberstleutnant eine Gruppe aus 200 abgesessenen (d.h. zu Fuß gehenden) Kürassieren nach Kaiserslautern und eroberte dort die Stadt. Für diese Leistung ernannte ihn der Kaiser zum Oberst und verlieh ihm das Regiment "Trappola", das Montecuccoli um fünf neue Kompanien verstärkte und mit dem er noch im selben Jahr wesentlich zur Einnahme Elsaß-Zaberns beitrug. Danach führte Montecuccoli sein Regiment 1636 bei Wolmirstedt und Wittstock, 1639 bei Chemnitz und 1639 bei Mělník und Brandeis. Das letzte Gefecht endete ungünstig für die kaiserlichen Truppen, Montecuccoli wurde verwundet und gefangen genommen. Die Zeit seiner 2½-jährigen Gefangenschaft nutzte er zum intensiven Studium juristischer, philosophischer, historischer und naturwissenschaftlicher Literatur, unter anderem entwarf er in der Zeit sein später berühmtestes Werk "Über die Kunst des Krieges".
Im Jahr 1642 kehrte er nach einem Gefangenenaustausch wieder zum Heer zurück. Noch im selben Jahr kämpfte er mit der kaiserlichen Armee in Schlesien und wurde zum Generalwachtmeister ernannt. Im Winter 1642 zog er jedoch mit Söldnern nach Modena und stellte sich in den Dienst von Herzog Francesco I. d’Este.
Als General der Kavallerie kämpfte er im Krieg um das Herzogtum Castro und stieg zum modenesischen Feldmarschall auf. 1644 kehrte er aus Italien zurück und wurde zum kaiserlichen Feldmarschallleutnant und Hofkriegsrat ernannt, danach befehligte er Truppen in Franken und in Sachsen. 1645 wurde er kommandierender General in Schlesien und unterstützte Erzherzog Leopold auf dessen Zuge gegen Fürst Rákóczi von Siebenbürgen. 1647 schlug er die Schweden in Westböhmen und wurde dafür zum General der Kavallerie ernannt. Nach einigen weiteren siegreichen Schlachten unternahm er nach dem Westfälischen Frieden Reisen nach Schweden und Italien. 1653 wurde er zum stellvertretenden Präsidenten des obersten Kriegsrats zu Regensburg ernannt.
1657 heiratete Montecuccoli Margaretha von Dietrichstein-Nikolsburg, im selben Jahr unterstützte er den polnischen König Johann II. Kasimir gegen Rákóczi und die Schweden. 1658 wurde er zum Feldmarschall ernannt und dem von den Schweden bedrängten Dänenkönig zu Hilfe gesandt. Nach dem Frieden von Oliva 1660 wurde er Geheimer Rat und Gouverneur von Raab und kämpfte gegen die in Siebenbürgen eingefallenen Osmanen. Es gelang ihm zwar, dass diese das Land räumten, er musste sich aber wegen wachsender Zerwürfnisse mit dem ungarischen Adel von dort zurückziehen. Durch kluges Zögern vereitelte er aber alle Unternehmungen des feindlichen Heeres bis zur Ankunft bayerischer, brandenburgischer, französischer und sächsischer Allianztruppen, die ihm schließlich auch den Sieg in der Schlacht bei Mogersdorf am 1. August 1664 ermöglichten. Nach diesem Sieg wurde er zum Generalleutnant ernannt.1668 wurde schließlich er zum Präsidenten des Hofkriegsrats bestellt.
Als Ludwig XIV. 1672 Holland angriff, erhielt Montecucolli wieder einen Oberbefehl über das mit der Armee des Kurfürsten von Brandenburg vereinigte kaiserliche Hilfskorps. Da ihm aber aus politischen Rücksichten erneut die Hände gebunden waren, vertrieb er, an der Spitze eines neuen Heeres, im Sommer 1673 die Franzosen aus Deutschland und eroberte Bonn. Nach weiteren Gefechten mit den Franzosen im Elsass beendete er mit der Belagerung von Philippsburg 1676 seine militärische Laufbahn.
Er lebte fortan vornehmlich am kaiserlichen Hof und pflegte den Umgang mit Gelehrten. Die Stiftung der Leopoldinischen Akademie für Naturforschung ist wesentlich sein Verdienst. Graf Montecuccoli starb am 16. Oktober 1680 in Linz. Die lange versprochene Erhebung in den Reichsfürstenstand erlebte er nicht mehr, sie wurde erst seinem Sohn Leopold Philipp zuteil, mit dessen Tod 1698 aber die fürstliche Linie schon wieder erlosch.
Montecuccoli verfasste zahlreiche militärische Werke. Ein besonders häufig zitierter Satz aus seinem "Aforismi dell’Arte Bellica" war die Feststellung: "Richiesto taluno delle cose necessarie alla guerra, egli rispondesse tre esser quelle: denaro, denaro, denaro" ("Würde man jemand nach den zum Kriege notwendigen Dingen fragen, so würde er sagen, es seien dieser drei: Geld, Geld, Geld").