Martinek-Kaserne
Adresse der Liegenschaft
Vöslauer Straße 106, 2500 Baden
Art der Liegenschaft
Ehemalige Liegenschaften
Bezeichnung der Liegenschaft
(FlA)Kaserne Baden (1938 - 1955), Artillerie-Kaserne (1955 - 1963), Martinek-Kaserne (seit 1963)
Geschichte der Liegenschaft
Die militärische Geschichte Badens beginnt im I. Weltkrieg, als unter dem neuen Kaiser, Karl I., im Dezember 1916 das Armeeoberkommando in das Schloss Weilburg in Baden verlegt wurde. Auch das Kriegsende nahm hier seinen Ausgang, da von hier am 3. November 1918 die Depesche zur Annahme des Waffenstillstands abgesandt wurde.
Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Österreich ist den neuen Machthabern sehr rasch das Manko an großen Kasernen manifest geworden, vor allem fehlten solche für Flieger- und Fliegerabwehrtruppen und für die SS. Daher wurde bereits im März 1938 festgelegt, dass in Baden eine Kaserne für die FlAK gebaut werden sollte. Schon im April 1938 wurde mit dem Ankauf von 30 Hektar (300.000 m2) Grund in Baden und Soos begonnen. Im Mai 1938 begannen die Bauarbeiten ohne formellen Spatenstich, aber in Anwesenheit von Generalfeldmarschall Hermann Göring. Die Planungen wurden durch den deutschen Architekten Leo Splett verantwortet. Parallel dazu wurde ein Baracken- und Arbeiterunterkunftslager im Umfeld der zu errichtenden Kaserne erbaut. Die ersten Bauarbeiten auf dem Gelände der Kaserne erfolgten ab Juni 1938, zu einem Zeitpunkt also, zu dem noch nicht einmal alle Grundkäufe abgeschlossen waren. Das für eine Belegungsstärke von immerhin 2000 Mann ausgelegte Bauvorhaben war im Juni 1941 abgeschlossen. Die Kaserne war bis Kriegsende der Flak-Artillerie zugeordnet. Die letzten deutschen Soldaten verließen am 2. April 1945 die Kaserne, wobei durch die SA noch versucht wurde, die Kaserne zu sprengen, die Zündschnüre wurden jedoch durch einen Badener Freiheitskämpfer durchtrennt.
Bereits am 3. April 1945 erreichten sowjetische Truppen Baden und besetzten die Kaserne, während der Besatzungszeit war hier das Hauptquartier der russischen Truppen in Österreich untergebracht. Nach Abzug der sowjetischen Truppen wurde überlegt, die immense Anlage in ein Großspital oder einen Schulkomplex umzuwandeln, doch letztendlich entschied man sich zur Nutzung durch das Österreichische Bundesheer der 2. Republik.
Sechs Monate nach Abzug der Sowjets verlegte daher ein Erkundungskommando der Artillerie-Truppenschule in die an nun "Artillerie-Kaserne Baden" benannte Liegenschaft, später kamen zur Artillerieschule auch die Kraftfahrschule und ein Panzerartilleriebataillon dazu. Baden war aber auch immer Sitz höherer Kommanden, wie dem Kommando der 1. Panzergrenadierdivision oder dem Korpskommando 3.
Am 28. Juni 1963 wurde die Kaserne Baden im Beisein der Witwe von General Martinek in "Martinek-Kaserne" umbenannt. Durch die Bundesheer-Reformkommission BH 2010 wurde entschieden, auch die Kaserne in Baden aufzulassen. Nach einigen Verzögerungen wurde die Kaserne zwar Ende 2013 geräumt, aufgrund divergierender Interessen bezüglich der zukünftigen Widmung und Nutzung und der hohen Preisvorstellungen des Ministeriums wurde sie aber bis heute nicht verkauft.
Quellen
Beitrag MilKdo NÖ; Obstlt K. Jandl, Mjr P. Leeb: Die Garnison Baden, Typoskript, o.J.; Festschrift 40 Jahre Martinek-Kaserne Baden, BMLV 1996; Die Geschichte der Garnison Baden, Typoskript, AS 2005, Festschrift Die Garnison Baden, BMLV 2006; https://de.wikipedia.org/wiki/Martinek-Kaserne
Namensgeber der Liegenschaft
Robert Martinek
Robert Martinek wurde am 2. Februar 1889 als Sohn eines Braumeisters in Gratzen in Böhmen geboren. Er absolvierte ab 1903 in Wien die Artillerie-Kadettenanstalt und wurde 1907 als Kadett-Offiziersstellvertreter zum k.u.k. Feldhaubitzen-Regiment Nr. 8 ausgemustert. 1910 wurde er zum Leutnant befördert, im I. Weltkrieg war er Batteriekommandant sowohl an der serbischen als auch an der russischen Front. 1917 wurde er wegen seiner Tapferkeit außer der Tour zum Hauptmann ernannt.
Nach Kriegsende stellte er sich dem Österreichischen Bundesheer zu Verfügung. 1921 wurde er als Stabshauptmann übernommen und mit dem Kommando der 1. Batterie des selbstständigen Artillerie-Regiments betraut. Danach folgte eine mehrjährige Lehrtätigkeit auf dem Artilleriesektor, 1932 wurde er zuerst Kommandant der Artilleriefachschule und ab 1934 Kommandant der Artillerieschießschule. Ab 1. Oktober 1937 war er Artillerie-Inspektor des Bundesheeres.
Nach dem Anschluss wurde Martinek wie (fast) alle österreichischen Soldaten sofort in die deutsche Wehrmacht übernommen und wieder in Kommandofunktionen eingesetzt. 1940 leitete er den artilleristischen Einsatz beim Angriff auf das französische Fort La Ferté an der Maginot-Linie. 1941 wurde er zum Generalmajor befördert. Im Winter 1941 übernahm er die Führung der 267. Infanterie-Division. Für die Abwehrleistungen seiner Division wurde er kurz darauf mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet. Ab 1. Januar 1942 übernahm er die Führung der 7. Gebirgs-Division. Nachdem er am 1. Dezember 1942 unter gleichzeitiger Ernennung zum Generalleutnant das XXXIX. Panzerkorps übernommen hatte, wurde er bereits Anfang 1943 zum General der Artillerie befördert. In weiterer Folge wurde ihm das Eichenlaub zum Ritterkreuz verliehen.
Martineks Truppen hatten im Sommer 1944 während der Operation Bagration keine Chancen gegen die überlegenen sowjetischen Kräfte. Er wurde bei einem Luftangriff der sowjetischen Flieger auf seinen Gefechtsstand an der Beresina am 28. Juni 1944 durch einen Bombensplitter getötet und auf dem Soldatenfriedhof von Tscherwen bei Minsk beigesetzt.
Quellen
Obstlt K. Jandl, Mjr P. Leeb: Die Garnison Baden, Typoskript o.J.; https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Martinek