Magdeburg-Kaserne
Adresse der Liegenschaft
Magdeburggasse 9, 3400 Klosterneuburg
Art der Liegenschaft
Ehemalige Liegenschaften
Bezeichnung der Liegenschaft
Pionier(zeug)depot (1873 - 1955), Magdeburg-Kaserne (1967 - 2015)
Geschichte der Liegenschaft
In Klosterneuburg gab es vermutlich ab 1763 einen Lagerplatz an der Donau für die etwas stromaufwärts gelegene militärische Schiffswerft. 1767 wurde Klosterneuburg Stabsstation des durch den "Obristen des Obersten Schiffsamtes" aufgestellten Pionierbataillons, 1770 bekam dieses als erste Kaserne das spätere Trainzeugdepot in der Albrechtgasse zugewiesen. 1802 wurde dann in Klosterneuburg eine sogenannte Pontonierschule zur Weiterbildung der Kadetten und Offiziere im Brückendienst gegründet, 1851 wurde hier auch eine Pionier-Offiziersschule aufgestellt.
Die Liegenschaft an der Donau wurde ab 1873 als Pionierzeugdepot errichtet und in den Jahren 1883 - 1899 und 1913 beträchtlich erweitert. Der Gebäudekomplex bestand aus zwei- bis dreigeschossigen Objekten, die nach dem damals gerade in Mode gekommenen Pavillonsystem in Anlehnung an den Musterplan von Prof. Franz Gruber errichtet wurden. Neben dieser Liegenschaft bestand bereits seit 1846 eine große Stadtkaserne, die bis 1918 zur Unterbringung der verschiedensten Pionierverbände der k.u.k. Armee diente. Hier waren auch in der Zwischenkriegszeit sowie während und nach dem II. Weltkrieg Pionierverbände bzw. Besatzungssoldaten untergebracht. Nach Wiedererstehen des freien Österreichs 1955 wurde diese Kaserne aufgegeben und zu Wohnungen umgebaut.
Auch das Lagergelände an der Donau wurde nach dem I. Weltkrieg weiter militärisch genutzt und ist als Pionierdepot bezeichnet worden. Hier waren in der Zwischenkriegszeit zeitweise auch eine Pionierlehr- und Versuchsanstalt, eine Pionierfachschule und Teile eines Telegraphen-Bataillons untergebracht.
Durch die Eingliederung der österreichischen Pioniere in die Deutsche Wehrmacht nach dem Anschluss 1938 entstand in Klosterneuburg das PiB 80 und das PzPiB 38, während des II. Weltkriegs lagen hier Pionier-Ersatzbataillone und Genesenenkompanien. Für die als Marine-Einheit aufgestellte Donauflottille wurde in dieser Zeit im nahegelegenen Kuchelauer Arm der Donau die Marinekaserne errichtet.
Nach dem II. Weltkrieg zogen auch hier russische Verbände ein, die bei der Räumung 1955 ein Feuer legten und die Objekte auch sonst devastiert zurückließen. In den kommenden Jahren wurde die nunmehr einzige Kaserne in Klosterneuburg (die Marinekaserne lag zwar in unmittelbarer Nähe, aber auf Wiener Gemeindegebiet) sukzessive für die dort 1956 etablierte Pioniertruppenschule renoviert und ausgebaut. Daneben wurden die auf dem Gelände befindlichen großen Hallen der ehemaligen technischen Zeuganstalt für die Versorgungseinrichtungen des Bundesheeres genutzt.
Im Zuge des Reformprozesses BH 2010 wurde die Zusammenlegung der vielen eigenständigen und zerstreut dislozierten Waffenschulen zu einer Heerestruppenschule beschlossen und das - aus der Pioniertruppenschule hervorgegangene - Institut Pionier wurde nach Bruckneudorf verlegt. Nach einer Zwischennutzung zur Unterbringung von Asylwerbern wurde die aufgelassene Kaserne letztendlich 2015 an das Stift Klosterneuburg verkauft, das hier Wohnbauten errichten will.
Quellen
Festschrift 200 Jahre Pioniergarnison Klosterneuburg, BMLV 1967; Die Kasernen Klosterneuburgs, Ein geschichtlicher Überblick, Typoskript, PiTS 1974 ?, Festschrift 300 Jahre Pioniertruppe in Österreich, BMLV 1984; Festschrift Die Pioniertruppenschule, BMLV 2003; https://de.wikipedia.org/wiki/Magdeburg-Kaserne
Namensgeber der Liegenschaft
Friedrich Freiherr von Magdeburg
Friedrich Freiherr von Magdeburg wurde 1783 als Sohn des Feldmarschall-Lieutenants Karl Friedrich Freiherr von Magdeburg geboren und gehörte somit einer traditionsreichen deutschen Familie an, deren Angehörige durch mehrere Generationen hindurch in der kaiserlichen Armee gedient hatten. Er erfuhr frühzeitig eine militärische Ausbildung und hat danach sowohl in der k.k. Kriegsmarine wie beim General-Quartiermeisterstabe gedient.
Nach der Besetzung Wiens durch Napoleon 1809 rückte Erzherzog Karl mit seinen Truppen am linken Donauufer zum Entsatz der Hauptstadt vor und nahm in der Lobau Aufstellung. Da sich die französischen Truppen aber größtenteils am rechten Ufer befanden und es zu dieser Zeit keinen Übergang über die Donau unterhalb von Wien gab, befahl Napoleon den eiligen Bau einer Behelfsbrücke. Hauptmann Magdeburg wurde in der Nacht vom 21. auf den 22. Mai 1809 mit dem Auftrag betraut, diese Brücke zu zerstören. Dazu fuhr er mit vier Flößen von Spitz (dem heutigen Floridsdorf) donauabwärts und zündete sie kurz vor der französischen Schiffsbrücke, welche Kaiser-Ebersdorf mit der Lobau verbinden sollte, an.
Danach überließ er die brennenden Flöße der Strömung und zerstörte so die französische Brücke, wobei das damals noch reißende Wasser das Unternehmen wesentlich unterstützte. Dies hatte zur Folge, dass Erzherzog Carl in der Schlacht von Aspern nur einen Teil von Napoleons Truppen vor sich hatte und daher überraschend den ersten Sieg über den bis dahin als unbesiegbar geltenden Napoleon erringen konnte.
Für seinen mit Umsicht und Erfolg ausgeführte Auftrag wurde Hauptmann Magdeburg mit dem Ritterkreuz des Militär-Maria-Theresien-Ordens ausgezeichnet, er starb aber schon im folgenden Jahre mit nur 27 Jahren.
Quelle
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich (abgerufen auf: https://de.wikisource.org/wiki/BLKÖ:Magdeburg,_Friedrich_Freiherr_von)