Liechtenstein-Kaserne
Adresse der Liegenschaft
3804 Allentsteig
Art der Liegenschaft
Kasernen, Flugplätze, Kommandogebäude
Bezeichnung der Liegenschaft
Lazarettlager (1938-43), Reserve-Lazarett (1943-45,) Russenlager (1945-55), Neues Lager (1957-83), Kaserne Neues Lager (1983-84), Liechtenstein-Kaserne (seit 1984)
Geschichte der Liegenschaft
Bald nachdem die Deutsche Wehrmacht mit der Errichtung des Truppenübungsplatzes Döllersheim begonnen hatte, wurden auch entsprechende Lager zur Unterbringung der übenden Truppe und der TÜPl-Besatzung errichtet. So kam es auch im Bereich der heutigen Liechtenstein-Kaserne zum Bau von zahlreichen Baracken, die ab 1940 auch als Reserve-Lazarett verwendet wurden.
Nach Ende des II. Weltkrieges nutzten die Sowjetischen Besatzungstruppen sowohl den Übungsplatz wie die verschiedenen Barackenlager. Nach dem Abzug der Alliierten in Folge des Abschlusses des Staatsvertrags stand das Lager bis 1957 leer, da es ja den Wunsch nach Wiederansiedlung der früheren Eigentümer gab. Nachdem die neue Österreichische Regierung diesen Plan eine Absage erteilt hatte, wurden die Baracken von der Bundesbaudirektion für die Belegung durch das neue Österreichische Bundesheer saniert, bis 1959 wurde auch ein neues Küchengebäude mit einem Speisesaal errichtet. Ab 1962 ging man daran, sukzessive die bis dahin geschotterten Straßen zu asphaltieren und einen großen Antreteplatz anzulegen. Von 1962 - 65 wurden dann zwei moderne Unterkunftsgebäude errichtet, 1966 - 67 wurde die Kaserne dann eingezäunt.
In den Folgejahren wurden immer wieder kleine Sanierungen und Adaptierungen vorgenommen, der letzte große Ausbauschritt folgte ab 1986 mit dem Baubeginn eines neuen Werkstatt- und Garagenbezirks.
Während all der Bauarbeiten wurden immer wieder Gräberfelder von offenbar verstorbenen Kriegsgefangenen freigelegt, nach ihrer Hebung wurden die Überreste der Tragödie des 20 Jahrhunderts würdig bestattet.
Quelle
Festschrift 30 Jahre Bestandsfeier PzAB 3, Typoskript, o.A., o.J.,
Namensgeber der Liegenschaft
Das Haus Liechtenstein zählt zu den ältesten österreichischen Adelsfamilien, den sogenannten Apostelgeschlechtern. Um 1136 wird mit Hugo von Liechtenstein erstmals ein Träger dieses Namens erwähnt.
Der Name Liechtenstein stammt vermutlich von der Burg Liechtenstein in Maria Enzersdorf bei Wien. Die historisch belegbare Ahnenreihe des Hauses Liechtenstein beginnt mit Heinrich I. von Liechtenstein († 1265), der 1249 die Herrschaft Nikolsburg in Südmähren von Ottokar II., den er politisch unterstützte, als freies Eigentum geschenkt erhielt. Die Schenkung war für die Familie Liechtenstein von großer Bedeutung, da sie dadurch neben ihren Besitzungen in Österreich namhafte Gebiete in den böhmischen Ländern erhielt. Heinrich II., der Sohn Heinrichs I. stellte sich allerdings, als der römisch-deutsche König Rudolf von Habsburg die Legitimität von Ottokars II. Herrschaft über Österreich bestritt und 1278 in der Schlacht auf dem Marchfeld zwischen Dürnkrut und Jedenspeigen siegreich blieb, als erster Liechtensteiner auf die Seite der Habsburger. In der Folge waren die Liechtensteiner bis 1918 zumeist treue Verbündete der Habsburger und wurden für ihre Loyalität auch entsprechend belohnt.
Die Bedeutung der Herrschaft Nikolsburg sollte sich 1394 erweisen, als Johann I. von Liechtenstein, der während fast 30 Jahren als Hofmeister die Regierungsgeschäfte von Herzog Albrecht III. von Österreich geführt hatte, in Ungnade fiel und gezwungen wurde, auf einen Teil seiner Besitztümer, vor allem auf jene südlich der Donau, zu verzichten.
Im 13. Jahrhundert teilte sich die Familie in die Liechtensteinische, die Rohrauer und die Petroneller Linie. Die beiden letztgenannten Linien starben aber schon in der nächsten Generation im Mannesstamm aus. Ihre Erbinnen hatten in andere Familien eingeheiratet, viel wertvoller Familienbesitz ging den Liechtensteinern dadurch verloren. Eine weitere Teilung der Familie gab es Anfang des 16. Jahrhunderts, als sich mit einem Familienvertrag von 1504 eine Steyregger, eine Feldsberger und eine Nikolsburger Linie bildete. Von diesen setzte sich aber nur die Feldsberger Linie fort. Die neuen Familiengesetze sorgten ab nun dafür, dass der Besitz aussterbender Linien an die überlebende Linie überging.
Um die Wende des 16. zum 17. Jahrhundert waren es die drei Brüder Karl, Maximilian und Gundakar, die eine neue Periode der Familiengeschichte einleiteten. Adel und Bevölkerung in Österreich, Ungarn und Böhmen waren in der Reformationszeit des 16. Jahrhunderts überwiegend zum Protestantismus übergegangen. Die drei Brüder konvertierten jedoch rechtzeitig vor Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges zurück zum katholischen Glauben, den die Habsburger immer bewahrt hatten.
Karl von Liechtenstein erhielt 1606 von Kaiser Rudolf II. den großen Pfalzgrafenbrief und 1608 die erbliche Fürstenwürde. 1613 verlieh ihm Kaiser Matthias den Titel "Herzog von Troppau und Jägerndorf", den seither jeder regierende Fürst trägt. Durch die Brüder Karl und Maximilian, die beide als Feldmarschall dienten, konnte Kaiser Ferdinand II. 1620 den entscheidenden Sieg über die böhmischen Rebellen erringen. Daher wurden 1623 auch Maximilian und Gundakar in den erblichen Reichsfürstenstand erhoben. Maximilian und seine Gemahlin stifteten 1633 in Wranau ein Kloster der Paulaner, wo man auch die Grablege für das Haus Liechtenstein anlegte. Fast alle Fürsten aus dem Haus Liechtenstein wurden hier begraben. Erst seit 1960 werden die Beisetzungen in einer neuen Gruft in der Kathedrale St. Florin in Vaduz durchgeführt.
Den drei Brüdern gelang es, den liechtensteinischen Besitz um ein Mehrfaches zu vergrößern. 1597 wurde Schloss Butschowitz erworben. Zu einer weiteren Besitzerweiterung kam es, als Karl 1622 Statthalter und Vizekönig von Böhmen wurde. In dieser Funktion war er vom Kaiser legitimiert, zur Begleichung der Kreditschulden des Kaisers sogenannte Rebellengüter zu annektieren, also Ländereien der seit Ausbruch des Ständeaufstands von 1618 geflüchteten (zumeist protestantischen) adeligen Grundbesitzer. Gundakar erhielt 1625 vom Kaiser die Herrschaft Ostroh mit den Gütern Kunowitz und Hluk sowie mehreren Ortschaften geschenkt, die bis 1945 im Besitz der Familie verblieben. 1622 wurde Schloss Moravská Třebová (Mährisch Trübau) erworben, Schloss Eisgrub wurde ab 1680 erbaut, 1695 wurde die Burg Sternberk gekauft.
Bereits 1606 hatten die drei Brüder einen neuen Familienvertrag geschlossen, mit dem der gemeinsame Besitz in einen Fideikommiss eingebracht wurde. Der jeweils Erstgeborene der ältesten Linie hatte nun Anrecht auf die erblichen Titel, vertrat als Oberhaupt des Hauses das Geschlecht nach Außen und verwaltete das ihm nicht mehr persönlich gehörende Familienvermögen, aus dem das Leben aller Familienmitglieder finanziert wurde.
Die Bestimmungen dieses Vertrags sowie weitere Bestimmungen wurden 1993 im neuen liechtensteinischen Hausgesetz (nach heutigem juristischen Verständnis ein Familienvertrag, der bei einer regierenden Dynastie auch staatsrechtliche Wirkungen haben kann) zusammengefasst. Damit wurde auch das derzeit gültige Thronfolgerecht im Fürstentum Liechtenstein festgelegt.
Seit der Erlangung der Reichsfürstenwürde war es das Bestreben des Hauses Liechtenstein, ein reichsunmittelbares Territorium zu erwerben. Sie wollten dort, im Unterschied zu ihren bisherigen Besitzungen, den Habsburgern nur in deren Eigenschaft als Kaiser und nicht auch als Landesfürst unterstehen und damit gegenüber anderen Landesfürsten des Reiches gleichrangig auftreten können. Es dauerte aber fast hundert Jahre, bis der Enkel von Karl von Liechtenstein, Fürst Hans Adam I., die Gelegenheit bekam, die Besitzungen Schellenberg (1699) und Vaduz (1712) zu kaufen. Mit kaiserlichem Dekret Karls VI., des Vaters von Maria Theresia, vom 23. Jänner 1719 wurden Schellenberg und Vaduz vereinigt und zum Reichsfürstentum Liechtenstein im Heiligen Römischen Reich erhoben. Fürst Anton Florian wurde dadurch 1719 zum ersten regierenden Fürsten des Fürstentums Liechtenstein. Mit dem Erlöschen des Heiligen Römischen Reiches 1806 war das Fürstentum Liechtenstein plötzlich souverän, dieser Status wurde auch vom Wiener Kongress 1814/1815 anerkannt.
Die Infrastruktur stützte sich aber weiterhin auf Österreich. So wurde in Liechtenstein die Eisenbahn ebenso wie die Post im Auftrag der Fürstenfamilie von den entsprechenden österreichischen Institutionen betrieben. Auch im Gerichtswesen gab es eine enge Kooperation und die österreichische Krone war gesetzliches Zahlungsmittel. Als eines von drei souveränen Fürstenhäusern hatte das Haus Liechtenstein bis 1918 einen erblichen Sitz im Herrenhaus, dem Oberhaus des österreichischen Reichsrates. Mitglieder der Familie Liechtenstein wurden von den habsburgischen Kaisern immer wieder in hohe politische Positionen in den Erblanden, im 1804 gegründeten Kaisertums Österreich bzw. in der 1867 nach dem Ausgleich mit Ungarn konstituierten österreichisch-ungarischen Monarchie berufen.
Ihr eigenes Fürstentum lag aber lange Zeit am Rande des Interesses des Hauses Liechtenstein und viele Familienmitglieder haben ihr Fürstentum nie persönlich kennengelernt. Dies änderte sich erst, als in Österreich die Monarchie 1918 zu Ende ging und Fürst Johann II. sein Land an die Schweiz annäherte. Dennoch residierten die Familienmitglieder weiterhin großteils in Wien bzw.im seit 1919 tschechoslowakischen Feldsberg.
Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich und dem Münchner Abkommen von 1938, das auch Feldsberg und Eisgrub zu Teilen des Reichs machte, wurde das kleine Fürstentum neuer Mittelpunkt der gesamten Familie. Fürst Franz Josef II. (1906–1989) verlegte 1938 seinen ständigen Wohnsitz nach Vaduz. Sein Land blieb im II. Weltkrieg gemeinsam mit der Schweiz neutral. Nach dem Ende des Weltkrieges kam es 1946 zur entschädigungslosen Enteignung der Besitzungen der Liechtensteiner durch die Tschechoslowakei auf Grundlage der Benes-Dekrete, dadurch fielen die ausgedehnten mährische Besitzungen ins Eigentum der Tschechoslowakei, später Tschechiens. Alle politischen und gerichtlichen Bemühungen des Familienoberhauptes, Fürst Hans Adam II., nach Ende der kommunistischen Diktatur 1990 um Rückgabe des enteigneten Besitzes (neben den Schlössern Feldsberg, Eisgrub und Groß Ullersdorf noch weitere 14 Schlösser, diverse Industriebetriebe sowie 1.600 Quadratkilometer Land - immerhin 2 % der Fläche Tschechiens bzw. das Zehnfache der Fläche Liechtensteins) scheiterten bis heute am Widerstand der jeweiligen tschechischen Regierung. Um die Rechtsposition von Benes beibehalten zu können, wird dem Fürstentum Liechtenstein sogar bis heute die diplomatische Anerkennung als Staat versagt.
Nach dem Tod Fürst Franz Josefs II. am 13. November 1989 wurde sein Sohn Hans-Adam II. Familienoberhaupt. Er zeichnete sich durch große Geschäftstüchtigkeit aus und hat die wirtschaftliche Grundlage des Hauses wiederhergestellt, die durch die Enteignungen von 1946 derart stark gelitten hatte, dass auch Teile der berühmten Kunstsammlung als Notgroschen herhalten mussten. Seit 2004 nimmt Erbprinz Alois im Auftrag des Fürsten dessen Aufgaben als Regierungschef wahr. Die Familie zählt heute weit über hundert Mitglieder. Neben dem neuen Hauptsitz der fürstlichen Familie im eigenen Fürstentum wohnen bis heute viele dieser Familienmitglieder in Österreich und bewirtschaften hier ihre Besitzungen. Darunter zählt speziell das seit den 2000er-Jahren gezeigte Engagement der Fürstenfamilie in Wien (2004 Eröffnung eines Liechtenstein-Museums im Gartenpalais, 2013 Renovierung und Öffnung weiterer Teile der Sammlungen im Stadtpalais Liechtenstein).