Kommandogebäude Oberst Bilgeri
Adresse der Liegenschaft
Reichsstraße 20, 6901 Bregenz
Art der Liegenschaft
Kasernen, Flugplätze, Kommandogebäude
Bezeichnung der Liegenschaft
Infanterie-Kaserne und Offizierspavillon (1863 - 1918), Alpenjäger-Kaserne (1919 - 1967), Bilgeri-Kaserne (1967 - 1991), Kommandogebäude Oberst Bilgeri (seit 1991)
Geschichte der Liegenschaft
Nachdem Bregenz bereits in der Römerzeit ab 15.v.Chr. eine Garnison beherbergte, wurde die Stadt im Jahr 1717 durch den Bau einer Kaserne erneut Garnisonsstadt, sie ist damit die älteste am Bodensee. Im Jahr 1825 wurde unweit des heutigen Kasernenareals direkt am Bodensee ein Badehaus errichtet, welches als Militärschwimmschule für die in Bregenz garnisonierten Truppen genutzt wurde. (Dieses heute nicht mehr durch das Militär genutzte Gebäude existiert aber noch und wird im Volksmund als "Mili" bezeichnet).
Von allen früheren Kasernen ist nur mehr das Kommandogebäude Oberst Bilgeri militärisch genutzt. Der heutige Kasernenbau geht in seinem Bestand im Wesentlichen auf das Jahr 1863 zurück, Erweiterungen fanden 1912, 1928 und 1958 - 1959 statt. Als erster Truppenkörper bezogen Teile des k.k. Tyroler Jäger-Regiments "Kaiser Franz Joseph I." die Kaserne. Bis zum Zusammenbruch der Monarchie waren dann meist Kaiserjäger hier in Garnison, von 1901 - 1909 aber auch das IR 14 - die "Hessen" - aus Oberösterreich und von 1912 - 1914 das IR 59 - die "Rainer" - aus Salzburg.
Nach Ende des I. Weltkriegs wurde die Kaserne zuerst durch die Volkswehr und danach durch das Bundesheer der ersten Republik genutzt, unter anderem war hier das Vorarlberger Alpenjägerbataillon Nr. 4 beheimatet. Während des II. Weltkriegs waren hier verschiedene Truppenteile der Deutschen Wehrmacht stationiert – unter anderem die Gebirgs-Kraftfahrabteilung 18. Nach dem Ende des II. Weltkrieges waren dann von Mai 1945 bis November 1953 verschiedene Einheiten der französischen Armee in Bregenz einquartiert.
Im November 1953 wurden Teile der Gendarmerieschule Oberösterreich II der B-Gendarmerie in die Kaserne verlegt. Aus ihr ging nach Abschluss des Staatsvertrages die provisorische Grenzschutzabteilung Nr. 9 hervor, die später zunächst in das Vorarlberger Jägerbataillon 23 und in der Zeit der Raumverteidigung in das Landwehrstammregiment 91 umgewandelt wurde. Heute beherbergt das Kommandogebäude Oberst Bilgeri das Militärkommando Vorarlberg.
Quellen
M. P. Swittalek: Kasernen in Österreich. Baudenkmale und Zeugnisse unserer Vergangenheit. BMLV 2016; E Fitz: Die Bilgeri-Kaserne und ihre Truppen in Krieg und Frieden. 1863 – 1988, BMLV 1988
Namensgeber der Liegenschaft
Georg Bilgeri
Georg Bilgeri wurde am 11. Oktober 1873 in Bregenz als Sohn des Besitzers des Mehrerauer Bades geboren. Bereits in jungen Jahren interessierte er sich sehr für Sport und Technik. Nach Absolvierung der Handelsschule trat Georg Bilgeri als Einjährig-Freiwilliger auf eigene Kosten in das Heer ein, wobei er sich auf zehn Jahre verpflichten musste. 1894/95 besuchte er die Einjährig-Freiwilligen-Schule in Linz, dort hatte er auch seinen ersten Kontakt mit dem Schilauf. Im Jahr 1896 wurde Georg Bilgeri in die Armee übernommen und diente bis 1903 beim 4. Regiment der Tiroler Kaiserjäger.
Im Jahre 1897 wurde Leutnant Bilgeri gestattet, versuchsweise mit der Ausbildung der Soldaten im Schilauf zu beginnen. Zu dieser Zeit war er Kommandant des Nachrichten- und Schidetachements in Hall. Bilgeri sorgte auch dafür, dass die ausgebildeten Soldaten beim Abrüsten ihre Schier behalten durften. Er schuf damit die Grundlage für einen hochalpinen Sport, welcher bald nicht nur durch militärisch Gediente, sondern auch durch Zivilisten ausgeübt wurde.
Im Jahr 1905 führte er im Anschluss an den ersten offiziellen Schikurs für die Kaiserjäger und Landesschützen eine Hochtour auf Schiern von Kitzbühel in den Pinzgau und von dort über den Felbertauern, Windisch-Matrei, Heiligenblut, das Hochtor bis nach Bruck-Fusch durch. Durch diese bis dahin längste Schitour durch die Alpen wurde der junge Oberleutnant Bilgeri schlagartig über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt. Er kombinierte die österreichische und die norwegische-Schitechnik, die seit etwa 1900 im Gegensatz standen und verhalf dem Stemmbogen und der Zweistocktechnik zum Durchbruch. Bilgeri machte daneben aber auch Erfindungen im Bereich Schi, Bindung (Bilgeri-Bindung), Stiefel und Schiwachs und trug so wesentlich zur Verbesserung der Alpin- und Schiausrüstung und der Entwicklung eines neuen Massensportes bei.
Ab 1914 war er als Alpin- und Kraftfahrreferent beim XIV. Korps eingeteilt, das Vorarlberg, Tirol, Salzburg und Oberösterreich umfasste. Nach Ausbruch des I. Weltkriegs organisierte er zunächst den Schidienst an der italienischen Grenze und in der Folge 16 Bergführer- und 36 Hochgebirgs-Kompagnien. Er gab in dieser Zeit aber auch noch Schikurse, die sogar von deutschen Soldaten beschickt wurden. Im Jahr 1916 wurde nicht zuletzt durch Bilgeris Verdienst das Bergführerwesen offiziell in der österreichischen-ungarischen Armee etabliert.
Die von - dem mittlerweile zum Hauptmann beförderten - Bilgeri geführte Bergführertruppe, einschließlich der Bergführerschulen in St. Anton am Arlberg und in St. Christina im Grödnertal, haben wesentlich dazu beigetragen, dass durch die Soldaten die Gefahren der Alpen im Winter gemeistert werden konnten. Bilgeri wurde schließlich am 18. August 1917 zum Major befördert.
Nach dem Zusammenbruch der Monarchie blieb Bilgeri Offizier in der Volkswehr und wurde dem Landesbefehlshaber von Tirol zugeteilt. Am 1. August 1920 trat Bilgeri aber als Oberstleutnant in den Ruhestand. Danach widmete er sich der alpinen Schiausbildung der Gendarmerie und der Zollwache, daneben war er gesuchter Fachmann und bildete bei seinen Reisen nach Schweden, Ungarn, die Schweiz und die Türkei Generationen weiterer Militäralpinisten aus. 1927 wurde er zum Ehrenmitglied des Ski Club of Great Britain ernannt, daneben erhielt er unzählige weitere Ehrungen in- und ausländischer Schiclubs. In über 1.000 Schikursen mit über 30.000 Teilnehmern hat er wesentlich dazu beigetragen, den Schisport in den Alpen populär zu machen. Er gilt auch als der Begründer der Hochtouristik in den Ostalpen, deren höchste Regionen er durch den Schilauf erschloss.
Im Jahr 1928 wurde er zum noch Oberst (aber a.D = außer Dienst) befördert. Georg Bilgeri verstarb am 4. Dezember 1934 während eines Schikurses am Patscherkofel.
Quellen
E. Fitz: Die Bilgeri-Kaserne und ihre Truppen in Krieg und Frieden. 1863 – 1988, BMLV 1988; E. Fitz: Die Bilgeri-Kaserne in Bregenz als Sitz des Militärkommandos Vorarlberg, In: B-Gendarmerie und Bundesheer in Vorarlberg 1953 bis 1988, Wien 1988; E. Fitz: Oberst Bilgeri als Namensgeber, In Manuskript: Sicherheit braucht regionale Strukturen, Bregenz 2020; https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Bilgeri; https://www.deutsche-biographie.de/gnd120908050.html#ndbcontent