Kommandogebäude Feldmarschallleutnant Hülgerth
Adresse der Liegenschaft
Mießtaler Straße 11, 9020 Klagenfurt am Wörthersee
Art der Liegenschaft
Kasernen, Flugplätze, Kommandogebäude
Bezeichnung der Liegenschaft
Landwehr-, Lindenhain- bzw. Rudolfs-Kaserne (1900 - 1918), Rudolfs-Kaserne (1956 - 1967), Hülgerth-Kaserne (1967 - 1992), Kommandogebäude FML Hülgerth (seit 1992)
Geschichte der Liegenschaft
Klagenfurt war seit der josefinischen Zeit Garnisonsstadt, als das Konventsgebäude des aufgelösten Jesuitenordens in eine Kaserne für acht Kompanien umgewandelt wurde. Die erste Verstärkung der Truppen in Klagenfurt ist zur Zeit der italienischen Feldzüge 1859 und 1866 zu erkennen, nach der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht 1868 wurde der Kasernenbau dann systematisch vorangetrieben.
So kam es auch von 1889 - 1892 zum Bau der Rudolfs- bzw. Landwehr-Kaserne. Die Kaserne umfasste ein Gebiet zwischen der Mießtalerstraße und der Funderstraße und lag damals außerhalb des eigentlichen Stadtkernes auf freiem Gelände. Sie diente zuerst der Unterbringung des Landwehr-Infanterie-Regiments Nr. 4, nach dessen Übernahme in das gemeinsame Heer der Unterbringung des Kärntner Hausregimentes "Graf von Khevenhüller". Während des I. Weltkriegs war sie für zahlreiche Truppen Durchmarschquartier.
Nach Zusammenbruch der Monarchie wurde die Kaserne für Wohnungen adaptiert. 1937 wurden aber zwei Gebäude wieder für militärische Kommandostellen freigemacht, die ab 1938 durch das Wehrbezirkskommando der Deutschen Wehrmacht requiriert wurden.
Nach dem Ende des II. Weltkriegs wurden die beiden Kommandogebäude 1945 - 1946 von Dienststellen der britischen Besatzungsmacht genutzt, von 1947 - 1955 dienten sie dann als Ausweichquartier für die durch Bomben beschädigte Landwirtschaftskammer.
Nach Abschluss des Staatsvertrages wurden die Gebäude wieder durch das Österreichische Bundesheer beansprucht und nach einer Renovierung ab 1956 Sitz des Kommandos der 7. Jägerbrigade, 1963 wurde hier das neu geschaffene Militärkommando Kärnten aufgestellt.
Quellen
Dr. Lackner: Die Hülgerth-Kaserne Kärnten, Typoskript o.J.; E. Blüml (Hrsg.): Wehrhaftes Kärnten, Das Österreichische Bundesheer in Kärnten von 1955 - 2005, Graz 2005
Namensgeber der Liegenschaft
Ludwig Hülgerth
Ludwig Hülgerth wurde am 26. Jänner 1875 in Wien als Sohn eines k.u.k. Majors geboren. Er beschloss, ebenfalls die Laufbahn eines Berufsoffiziers einzuschlagen und trat nach Absolvierung der Unterrealschule in Neuhaus / Böhmen 1889 in die Infanteriekadettenanstalt in Wien ein. 1893 wurde er als Kadett-Offiziersstellvertreter zum Feldjägerbataillon Nr. 9 ausgemustert, 1894 wurde er zum Leutnant befördert. Mit seinem Verband versah er nach dem Garnisonswechsel 1895 von Bruck an der Mur nach Villach 12 Jahre Dienst als Stationsoffizier, Adjutant und Instruktionsoffizier der Einjährig-Freiwilligen.
In dieser Zeit begann er, sich für den Einsatz im Hochgebirge zu interessieren und wirkte ab 1900 am Aufbau einer kleinen Skiabteilung mit. Mit Aufstellung der Gebirgstruppen der k.k. Landwehr bat er um Versetzung zum Kärntner Landwehrinfanterie-Regiment Nr. 4. Von da an war er bis zum I. Weltkrieg zuerst als Kompaniekommandant in Hermagor und später als Stabsoffizier in Klagenfurt stationiert.
Im I. Weltkrieg war er an der russischen, französischen und italienischen Front eingesetzt und stieg bis zum Oberstleutnant auf. Zeitweise wurde er neben dem Kommando über sein Bataillon auch interimistisch mit der Führung des Regiments beauftragt. Nachdem er seine Soldaten erfolgreich durch zahlreiche Schlachten geführt hatte, erlebte er auf einem kurzen Heimaturlaub die letzten Tage des Krieges und die Auflösung der Armee.
Am 2. November 1918 wurde er von der provisorischen Landesregierung mit der Funktion eines Kärntner Landesbefehlshabers betraut. Neben der Aufrechterhaltung der Ordnung hatte er auch das Kommando im Kärntner Abwehrkampf gegen die Bedrohung durch den sich formierenden SHS-Staat, dem "Staat der Slowenen, Kroaten und Serben", der auch Teile Kärntens für sich beanspruchte.
Nachdem die Bevölkerung in der Volksabstimmung 1920 für den Verbleib bei Österreich votiert hatte, war Hülgerth neben seiner Einteilung als Leiter der Heeresverwaltungsstelle Klagenfurt kurzzeitig auch als Kommandant des Feldjägerbataillons Nr. 1 in Eisenstadt eingesetzt. 1923 wurde er zum Oberst befördert und bekam zunächst das Kommando über das Infanterie-Regiment Nr. 13, danach führte er das Infanterie-Regiment Nr. 5 in Wien. 1925 erfolgte seine Ernennung zum Generalmajor und seine Versetzung ins Ministerium, wo er nach einer kurzen Verwendung als Heeresinspektor Leiter der Abteilung für Ausbildung und Ausrüstung war.
Überraschend wurde er mit nur 53 Jahren und gleichzeitiger Ernennung zum General 1927 in den Ruhestand versetzt. Danach übernahm er die Leitung der Kärntner Heimwehr. Er sah sich aber eher in der überparteilichen Tradition des Abwehrkampfes, weswegen er bei Heimwehrveranstaltungen lieber in Bundesheeruniform auftrat. 1928 wurde Hülgerth zum militärischen Bundesführer der Landesheimwehrverbände gewählt. Dort agierte er weniger glücklich, auch konnte er das Überschwenken führender Heimwehrvertreter zum Nationalsozialismus nicht verhindern.
Ludwig Hülgerth engagierte sich neben seiner militärischen Karriere auch in der Politik. 1930 wurde er Listenführer des Heimatblocks in Kärnten, ab 1934 war er Landeshauptmann von Kärnten. In diesem Jahr erhielt auch den Rang eines Feldmarschallleutnants. 1936 wurde er Leiter der Frontmiliz der Vaterländischen Front, dem einzigen legalen paramilitärischen Verband des Ständestaates. Von November 1936 bis zum Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in Österreichs 1938 gehörte Hülgerth als Vizekanzler der Regierung Schuschnigg an.
Er starb am 13. August 1939 auf Schloss Rottenstein in St. Georgen am Längsee.
Quellen
Dr. Lackner: Die Hülgert-Kaserne Kärnten, Typoskript o.J.; https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Hülgerth; https://de.wikipedia.org/wiki/K.u.k._Feldjägerbataillon_Nr._9#Friedensgarnisonen