Hensel-Kaserne
Adresse der Liegenschaft
Obere Fellacher Straße 60-69, 9501 Villach
Art der Liegenschaft
Kasernen, Flugplätze, Kommandogebäude
Bezeichnung der Liegenschaft
Kaserne Obere Fellach (1912 - 1967), Hensel-Kaserne (seit 1967)
Geschichte der Liegenschaft
Ursprünglich war die heutige Hensel-Kaserne ein um 1860 durch die Familie Santner gegründeter Gutsbetrieb, der aus einer Mühle, einem Sägewerk und weiteren Gebäuden für den Betrieb der Landwirtschaft bestand. Die Liegenschaft wurde 1912 vom Militär erworben und als Notkaserne für das neu aufgestellte k.u.k. Sappeurbataillon Nr. 4 verwendet.
Architektonisch interessant sind das noch vom Gutsbetrieb stammende und unter Denkmalschutz stehende Gewerkehaus mit seinem hohen Walmdach und das ehemalige Mühl- und Sägewerksgebäude, das über den Mühlbach quasi mit zwei seitlichen Gebäudetrakten errichtet wurde und heute als Mannschaftsgebäude dient.
Das Areal wurde auch in der Zwischenkriegszeit durch Pioniereinheiten des neuen Österreichischen Bundesheeres genutzt, nach dem Anschluss Österreichs an das Dritte Reich waren in der Kaserne ab 1940 verschiedene Pionierverbände der deutschen Wehrmacht stationiert. Ab 1947 kam das Areal wieder in den Besitz der Republik Österreich, war aber bis 1954 von britischen Besatzungssoldaten besetzt. Danach wurde hier eine Gendarmerie-Schule der B-Gendarmarie aufgestellt, aus der 1956 das PiB 7 hervorging, aus dem zunächst das PiB 2 wurde, das mit der Heeresgliederung 1994 in PiB 1 umbenannt wurde und mit der Rohr-Kaserne auch einen zweiten Standort bezog.
Sukzessive wurden außerhalb des eigentlichen Kasernengrundstückes ein kleineres Gelände für Parkplätze und die Betriebsversorgungsstelle und ein größeres als Garnisonsübungsplatz gekauft, auf dem auch heute noch ein Munitionslager untergebracht ist. Die Mannschaftsgebäude wurden letztmalig in den 70er-Jahren generalsaniert.
Seit 2006 wurden unzählige Pläne für die Errichtung einer zentralen Kaserne für die drei in Villach verstreut liegenden alten Kasernen erarbeitet, die aber mangels Finanzierbarkeit immer wieder aufgeschoben wurden. Die Kaserne war 2016 auch als Quartier für Asylbewerber im Gespräch, das Bundesministerium für Inneres zog es aber vor, ein kostengünstigeres Containerdorf für 250 Menschen auf einem landwirtschaftlichen Freilandgrundstück zu errichten.
Quellen
Typoskript MilKdo K 1967; Festschrift 35 Jahre PiB 2 Obere Fellach, BMLV 1990; https://de.wikipedia.org/wiki/Hensel-Kaserne; Aufzeichnungen HR Mag. G. Fritz
Namensgeber der Liegenschaft
Friedrich Hensel
Friedrich Hensel wurde am 13. August 1781 in Kronstadt in Rumänien geboren. Über seine Jugend und militärische Ausbildung ist wenig bekannt. Mit 27 Jahren war er Ingenieur-Hauptmann und wurde von Erzherzog Johann von Österreich als Generaldirektor des Genie- und Fortificationswesens mit der Bauleitung einer Befestigungsanlage in Malborgeth beauftragt, da das Kanaltal und der südlich gelegene Predil-Pass als Schlüsselbereiche zur Sicherung der Südgrenze der k.k. Monarchie gegen die französische Armee beurteilt wurden.
Im Winter 1808 / 1809 mussten die Bauarbeiten unterbrochen werden, sie wurden aber Ende April 1809 in aller Eile wieder aufgenommen, da die Niederlage in der Schlacht bei Eggmühl die strategische Lage der Donaumonarchie schlagartig verändert hatte und damit ein Rückzug der Südarmee nach Innerösterreich sofort notwendig wurde. Die Befestigungsanlage in Malborgeth bekam damit eine enorme Bedeutung für die Sicherung des Rückzugs der eigenen Kräfte und für eine Behinderung des Nachrückens der napoleonischen Armee.
Hensel war seit Anfang Mai 1809 wieder in Malborgeth und baute einerseits an der Anlage weiter, er erbat sich aber auch von Erzherzog Johann persönlich das Kommando für die Verteidigung der noch nicht fertiggestellten Festung. Die französischen Truppen traten dann auch Mitte Mai 1809 mit 15.000 Mann an, das von 390 Österreichern mit 10 Haubitzen und einer Kanone verteidigte Fort zu erobern. Als der französischen Armee schließlich unter enormen Opfern (allein am 17. Mai fielen 1.300 französische Soldaten) die Erstürmung gelang, waren auf österreichischer Seite 350 Mann gefallen, darunter auch Hauptmann Hensel und vier weitere Offiziere.
Am Predil-Pass fiel am nächsten Tag Hensels Kamerad Ingenieur-Hauptmann Johann Hermann von Hermannsdorf. Ihnen beiden widmete Kaiser Ferdinand I. jeweils ein Heldendenkmal (das noch heute vom italienischen Staat betreut wird), da sie mit ihrem Einsatz den Sieg Erzherzog Karls über Napoleon in der Schlacht bei Aspern erst ermöglicht haben.