Franz Josef-Kaserne
Adresse der Liegenschaft
Kärntnerstraße 31, 9900 Lienz
Art der Liegenschaft
Kasernen, Flugplätze, Kommandogebäude
Bezeichnung der Liegenschaft
Franz Joseph-Kaserne (1911 - 1918, und ab 1967) Jäger-Kaserne (1918 - 1945, 1955 - 1967), Stirling-Barracks (1945 - 1955)
Geschichte der Liegenschaft
Die bis 1918 geltende Naturalbequartierungspflicht verpflichtete die Gemeinden und Landstände, ausreichend Unterkünfte für das "in Garnison gehende" Militär zur Verfügung zu stellen. Falls die kommunalen Behörden keine Kasernen bauen konnten oder wollten (durch die halbjährlichen Umquartierungen war es oft nicht sicher, wie lange sich die Verbände in einem Ort aufhalten werden, oft waren aber auch die nicht kostendenkenden Vergütungssätze Schuld) war es auch möglich, die Truppe in Notkasernen, im Ausnahmefall auch "beim Bürger und Landmann" einzuquartieren.
So wurde in Lienz, das ab 1778 immer wieder Truppen beherbergen musste, ab 1906 das Haus Plassnig in der Defreggerstraße als Notkaserne genutzt, 1908 kam zusätzlich das Gasthaus Huber dazu. 1911 begann die Stadtgemeinde dann aber doch mit der Errichtung einer eigenen Kaserne für ein Feldjägerbataillon, wobei der Kaiser persönlich noch im selben Jahr den Namen "Franz Joseph-Kaserne" genehmigte. 1913 wurde die Kaserne durch eine offene Reitschule ergänzt. Nach der Kriegserklärung Italiens an Österreich wurden die Truppen aus der Franz Joseph-Kaserne abgezogen und hier ein Lazarett eingerichtet.
Nach Ende des Krieges wurde die Kaserne in Jäger-Kaserne umbenannt. Von 1922 bis 1936 wurde ein Teil der Kaserne durch die Stadt Lienz für ihre landwirtschaftliche Lehranstalt genutzt, danach wurde sich wieder durch Soldaten des aufwachsenden Bundesheeres bezogen.
1938 wurde die Kaserne von der deutschen Wehrmacht für die Unterbringung eines Gebirgsjägerregiments genutzt. Nach Ausbruch des II. Weltkrieges und dem Abgang der Soldaten an die Front wurde aus der Kaserne ein Gefangenenlager für französische und polnische Kriegsgefangene.
Nach dem II. Weltkrieg diente die Kaserne unter dem Namen "Stirling-Barracks" den britischen Besatzungstruppen, von 1950 - 1960 wurden Teile der Gebäude auch für ein Bundesgymnasium genutzt.
Nach dem Abschluss des Staatsvertrages 1955 wurde die Kaserne wieder als Unterkunft für das neu aufgestellte Bundesheer adaptiert, seit 1964 war hier außerdem die Osttiroler Tragtierstaffel untergebracht. Nach der Verlegung der Tragtiere nach Hochfilzen ist nur mehr eine Jägerkompanie in der Franz Joseph-Kaserne stationiert.
Quellen
Beitrag MilKdo T; Ausarbeitungen HR Mag. G. Fritz
Namensgeber der Liegenschaft
Franz Joseph I.
Franz Joseph I. wurde am 18. August 1830 auf Schloss Schönbrunn als Erzherzog Franz Karl Joseph geboren. Er war der älteste Sohn von Erzherzog Franz Karl, des Bruders von Kaiser Ferdinand I. und dessen Gemahlin, Prinzessin Sophie Friederike von Bayern.
Da Kaiser Ferdinand I. aufgrund seiner Erkrankungen kinderlos blieb und sein Bruder Franz Karl ebenfalls von schwacher Konstitution war, wurde Franz Joseph bereits von frühester Kindheit an von seiner politisch ambitionierten Mutter konsequent als potenzieller Nachfolger auf dem Kaiserthron aufgebaut. Die Erzieher verordneten dem jungen Erzherzog ein enormes Lernpensum, dessen Hauptaugenmerk auf dem Spracherwerb lag. Neben Latein, Altgriechisch und Französisch musste er alle Landessprachen der Monarchie lernen. Weiters umfasste der Unterricht Mathematik, Physik, Geschichte und Geographie sowie später Rechtskunde. Anlässlich seines 13. Geburtstages wurde Franz zum Oberst des Dragoner-Regiments Nr. 3 ernannt und der Schwerpunkt der Ausbildung verlagerte sich auf die Vermittlung militärischer Grundkenntnisse.
Trotz diverser Zugeständnisse an die bürgerlich motivierten Aufständischen hatten die revolutionären Ereignisse des Jahres 1848 deutlich gezeigt, dass Ferdinand I. krankheitsbedingt nahezu regierungsunfähig war. Auf Initiative des Regierungschefs, Felix zu Schwarzenberg, und des Familienrats der Habsburger wurde der Kaiser schließlich überzeugt, die Regierung niederzulegen. Da auch sein Bruder Franz Karl auf energisches Betreiben seiner Frau auf seine Thronansprüche verzichtete wurde Franz Joseph am 2. Dezember 1848 in Olmütz zum Kaiser proklamiert. Zu seinem Wahlspruch erkor er "Viribus Unitis" (lat.: "Mit vereinten Kräften").
Wie damals üblich, suchte die dynastiebewusste Erzherzogin Sophie nach einer geeigneten Braut für ihren noch unverheirateten Sohn. Gemeinsam mit ihrer Schwester, Herzogin Ludovika in Bayern, fiel die Wahl auf deren Töchter Helene (genannt Néné) oder Elisabeth (genannt Sisi). Im Sommer 1853 traf Franz Joseph dann seine beiden Cousinen in Bad Ischl und zog die erst 15-jährige Elisabeth ihrer älteren Schwester vor.
Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor: Sophie Friederike (1855–1857), Erzherzogin Gisela (1856–1932) ∞ Leopold von Bayern, Kronprinz Erzherzog Rudolf (1858–1889) ∞ Stephanie von Belgien, Erzherzogin Marie Valerie (1868–1924) ∞ Franz Salvator von Österreich-Toskana. Mit zunehmender Dauer der Ehe wuchs die Distanz zwischen den Eheleuten. Die Kaiserin verabscheute vor allem das strenge Hofzeremoniell und mied durch ausgedehnte Reisen das Leben am Hof. Um ihren Mann während ihren langen Abwesenheiten Gesellschaft zu verschaffen, arrangierte Elisabeth eine Bekanntschaft mit der Schauspielerin Katharina Schratt.
Nach Niederschlagung der Revolution 1848 regierte der neue Kaiser wieder absolutistisch und zentralistisch. Erst die Niederlagen 1859 gegen Frankreich, u.a. in der blutigen Schlacht von Solferino leitenden die Rückkehr zu konstitutionellen Verhältnissen ein. Die Niederlage gegen Preußen im Deutschen Krieg 1866 reduzierte den Handlungsspielraum des Kaisers neuerlich und machten Zugeständnisse an die ungarische Aristokratie unausweichlich. Nach zähem Ringen kam es daher 1867 zum Österreichisch-Ungarischen Ausgleich und zur Etablierung der Doppelmonarchie.
Außenpolitisch gab es während der Regierungszeit Kaiser Franz Josephs I. eine Serie kleiner Siege und große militärische Niederlagen. Im italienischen Krieg gegen Frankreich und Sardinien-Piemont 1859 verlor Österreich die Lombardei, nach der Niederlage im Deutschen Krieg 1866 ging auch Venetien verloren. 1878 erhielt Österreich-Ungarn im Gegenzug das Mandat, die osmanischen Provinzen Bosnien und Herzegowina zuerst zu verwalten, 1908 folgte auch formell die Annexion.
In der Regierungszeit Franz Josephs I. gab es einen bedeutenden wirtschaftlichen Aufschwung. Schon als 26-jähriger ordnete er die Schleifung der mittelalterlichen Stadtbefestigungen Wiens an, um Platz für eine die gesamte Innenstadt umfassende Prachtstraße zu schaffen. Die Gründung Österreich-Ungarns beflügelte auch einen intellektuellen Aufschwung, an denen der Kaiser - im Gegensatz zu seinem Sohn - keinen Anteil genommen hat.
Die Beziehung von Franz Joseph zu seinem Sohn war eher von den traditionellen Vorstellungen des Vaters geprägt, entsprechend erhielt der Thronerbe eine harte militärische Ausbildung. Nach Interventionen seiner Mutter durfte er sich aber auch naturwissenschaftlichen Studien widmen und arbeitete an Brehms Tierleben mit. Auch publizierte er anonym als Journalist in der liberalen Presse. Auf Druck des Kaisers heiratete er 1881 die Tochter des belgischen Königs, Leopold II. Kronprinz Rudolf beging am 30. Jänner 1889 mit seiner Geliebten Mary Vetsera einen gemeinsamen Suizid in Mayerling. Kaiserin Elisabeth wurde auf einer ihrer Reisen am 10. September 1898 in Genf vom anarchistischen Attentäters Luigi Lucheni erstochen.
Nach dem Tod des zweitjüngsten Bruders von Franz Joseph, Erzherzog Karl Ludwig, im Jahre 1896 (der erstjüngste Bruder des Kaisers, Erzherzog Ferdinand Maximilian ist als Kaiser von Mexiko bereits 1867 hingerichtet worden) ging die Thronfolge auf dessen Sohn Erzherzog Franz Ferdinand über. Dieser fiel seinerseits am 28. Juni 1914 gemeinsam mit seiner Frau Sophie, Herzogin von Hohenberg, dem Attentat in Sarajevo zum Opfer.
Für einige österreichische und ungarische Politiker, aber auch den Chef des Generalstabs, Franz Conrad Freiherr von Hötzendorf, war das Attentat ein willkommener Anlass, den seit Jahren geplanten Krieg gegen Serbien auszurufen. Dem Kaiser haben sie suggeriert, dass er sich gegen den kleinen, aber unberechenbaren Nachbarn wenden müsse. Interessant ist, dass Franz Joseph Ende 1911 vorläufig den Generalstabschef Franz Conrad von Hötzendorf entließ, da dieser fortwährend einen Präventivkrieg forderte, den der Kaiser aber rundweg ablehnte. Bei einer Audienz begründete der Kaiser das so: "Diese fortwährenden Angriffe, besonders die Vorwürfe wegen Italien und des Balkans, die sich immer wiederholen, die richten sich gegen mich, die Politik mache ich, das ist meine Politik! Meine Politik ist eine Politik des Friedens. Dieser Meiner Politik müssen sich alle anbequemen."
Nach dem Mord am Thronfolger und seiner Frau entschied sich der mittlerweile 84-jährige Kaiser, ohne den Krieg persönlich angestrebt zu haben, nach einem von ihm verlangten einmonatigen Ultimatum für eine Kriegserklärung. Die politischen Interessenskonflikte auf dem Balkan und die Automatismen der Bündnispolitik mündeten aber in einem europäischen Krieg, der sich rasch zum I. Weltkrieg ausdehnte.
Anfang November 1916 weitete sich eine chronische Entzündung der Atemwege Franz Josephs zu einer Lungenentzündung aus. Trotz anhaltend hohem Fieber hielt der 86-Jährige an seinem gewohnten Tagesablauf mit einem immensen Arbeitspensum fest und empfing am Vormittag des 21. November wie gewohnt Besuche. Gegen Nachmittag verschlechterte sich der Gesundheitszustand jedoch rapide und sein Leibarzt stelle kurz nach 21 Uhr in Gegenwart einiger enger Familienmitglieder und dem kaiserlichen Adjutanten und langjährigen Kammerdiener des Kaisers, Eugen Ketterls, den Tod fest.
Anlässlich seines Begräbnisses am 30. November entfaltete die Habsburgermonarchie zum letzten Mal ihren vollen Glanz. Unter dem Glockengeläut sämtlicher Wiener Kirchen und der Anteilnahme zehntausender Trauergäste am Weg des Kondukts wurde der Sarg des Verstorbenen von der Hofburg zum Requiem in den Stephansdom gebracht. Der Trauerzug führte dabei von der Hofburgkapelle über den Heldenplatz auf die Ringstraße bis zum Kriegsministerium und dann über den Franz-Josephs-Kai und die Rotenturmstraße zum Stephansdom. Der neue Thronfolger, Großneffe Erzherzog Carl (der spätere letzte österreichische Kaiser Karl I.), seine Gemahlin Prinzessin Zita und ihr ältester Sohn, Erzherzog Otto, führten den Trauerzug an. Ihnen folgten Vertreter der verbündeten Mächte, sämtlicher deutscher Fürstenhäuser und die Familienmitglieder des Hauses Österreich. Beigesetzt wurde Franz Joseph I. an der Seite seiner Ehefrau und seines Sohnes in der Kapuzinergruft.
Kaiser Franz Joseph unterliegt bis heute in der historischen Forschung einer äußerst diskrepanten Rezeption. Nach der Revolution von 1848 war er unpopulär und wurde, nicht zuletzt in Ungarn, mit dem repressiven Regime des Nachmärz assoziiert. Sein als Neoabsolutismus bezeichneter Versuch, ohne jedes Parlament zu regieren, erschien schon damals unzeitgemäß. Auch die gesellschaftlichen und künstlerischen Entwicklungen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts schienen an ihm vorbeigegangen zu sein, die liberalen Reformen nach 1860 geschahen ohne innere Überzeugung.
Eingezwängt zwischen der raschen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung Europas und seiner ererbten Auffassung von gottgegebenen monarchischen Rechten und Pflichten und den sehr unterschiedlichen Interessen der zahlreichen Nationalitäten in den beiden ungleichen Reichshälften stand er letztlich für das, was man in Österreich "Fortwursteln" nennt. Bemerkenswert ist, dass Franz Joseph I. das von seinem Ministerpräsidenten 1906 mit der Sozialdemokratie ausverhandelte, allgemeine und gleiche Wahlrecht für Männer in Österreich gegen zahlreiche Interventionen der Aristokratie verteidigte und seine Umsetzung 1907 unterstützte.
Der Kaiser wurde aber teilweise schon zu Lebzeiten zu einer idealisierten Figur. Er verkörperte nach Außen die Würde der alten Dynastie, persönlich war er anspruchslos und geprägt von unerschütterlicher Pflichttreue und enormem Arbeitseinsatz. Viele Schicksalsschläge - der Tod seiner ersten Tochter Sophie im Jahre 1857, die Hinrichtung seines Bruders Maximilian in Mexiko 1867, der Suizid seines Sohnes Kronprinz Rudolf 1889, die Ermordung seiner Frau Elisabeth 1898 und zuletzt die Ermordung seines Neffen und Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand und dessen Frau beim Attentat von Sarajewo im August 1914 machten ihn in den Augen seiner Untertanen zu einem Mann, der ein schweres Schicksal stoisch trug. In den letzten Jahren seiner Herrschaft wurde er, auch aufgrund seines äußeren Erscheinungsbildes, mehr und mehr zum archetypischen "Landesvater", der gegenüber den nach 1900 überbordenden Nationalitätenkonflikten als Instanz der Bewahrung und des Zusammenhalts auftrat. Dieses Bild wird auch heute am häufigsten mit seiner Person in Verbindung gebracht.
Quellen
https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Joseph_I.; https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Franz_Joseph_I.