Schwarzenberg-Kaserne
Adresse der Liegenschaft
5071 Wals-Siezenheim
Art der Liegenschaft
Kasernen, Flugplätze, Kommandogebäude
Bezeichnung der Liegenschaft
Camp Roeder (1950 - 1955), Kaserne Wals (1955 - 1967), Schwarzenberg-Kaserne (seit 1967)
Geschichte der Liegenschaft
Im Zuge der Aufteilung Österreichs in vier Besatzungszonen nach dem Ende des 2.Weltkrieges wurde Salzburg der US-amerikanischen Zone zugeschlagen. In der Folge wurden die bestehenden Kasernen in Salzburg von den USFA (United States Forces in Austria) übernommen. Das Problem dabei war aber, dass die Unterkünfte zu einem guten Teil zur Unterbringung von "Displaced Persons" benötigt wurden, außerdem entsprachen die bestehenden Unterkünfte quantitativ keineswegs den Ansprüchen der US-Truppen. Nach dem Scheitern der Staatsvertragsverhandlungen 1950 und der sich durch den Koreakrieg zuspitzenden Lage im Kalten Krieg war anzunehmen, dass die Besetzung Österreichs noch länger andauern würde. Die Unterkünfte der in Salzburg dezentral untergebrachten US-Truppen (z.B. im Camp Kleßheim, im Camp Lehen, im Camp Riedenburg, im Camp Truscott) boten keine Möglichkeit zu einer schnellen Aufstockung der Truppen.
Aus diesen Gründen begannen die USFA-Stellen Ende 1950 mit der Planung einer Divisionskaserne in Salzburg. Als potenzielle Standorte wurden Anif, der Salzachspitz in Lehen und Wals-Siezenheim ins Auge gefasst. Während der Salzachspitz von der US-Armee schnell wegen der Hochwassergefahr und der mangelnden Verkehrsanbindung ausgeschieden wurde, kam es an den beiden anderen Standorten zu Protesten der Bevölkerung. Nach Interventionen bei der Landes- und der Bundesregierung und einer Reihe innenpolitischer Differenzen hat sich der wegen seiner Autobahn- und Flughafennähe als optimal erachtete Standort Wals-Siezenheim durchgesetzt.
Die Kaserne sollte dem Typ einer US-amerikanischen Divisionskaserne entsprechen. Das Baugelände hatte die Ausmaße von 3 × 1 km, Baubeginn war im Juni 1951, mit der Fertigstellung wurde mit Ende 1952 gerechnet. In kürzester Zeit wurden die Unterkünfte für Soldaten errichtet, weiters gab es ein eigenes Wasser- und ein Umspannwerk mit eigener Leitung vom Wiestalstausee, eine Müllverbrennungsanlage, zwei Kläranlagen, ein Großkino, ein Übungsgelände für die militärische Ausbildung mit Kampfbahn und Pistolenschießstand sowie einen "Industrieteil" mit den Garagen und Werkstätten. Hingegen wurden keine eigenen Munitionsdepots errichtet, da die Munition immer auf Lastkraftwagen und Anhänger verladen blieb. Im Dezember 1951 erfolgte die feierliche Einweihung unter Anwesenheit amerikanischer und österreichischer Prominenz. Das Camp wurde nach Captain Robert E. Roeder benannt, der am Monte Battaglia in Italien am 28. September 1944 gefallen war.
Kurz vor dem Abzug der amerikanischen Truppen wurde das Camp Roeder verwaltungsmäßig an die Bundesgebäudeverwaltung II übergeben und das Inventar entweder nach Westdeutschland verbracht oder versteigert. Danach übernahm das neuaufgestellte Bundesheer die riesige Kaserne.
Um die Jahrtausendwende wurde nördlich des ab dem Jahr 2000 errichteten Hochregallagers des Heereslogistikzentrums die restliche Fläche des "Industrieparks" abgetrennt und verkauft, auf der sich heute ein intensiv genutztes Gewerbegebiet befindet. Auch die Sanierungen der zweistöckigen Mannschaftsgebäude mit ihren 48-Mann-Zimmern zog sich immer wieder in die Länge und war Anlass unzähliger Parlamentarischer Anfragen und Beschwerden. Durch den Verkauf des Kommandogebäudes Riedenburg und der Rainer-Kaserne mussten weitere zahlreiche Adaptierungen vorgenommen werden. Für das Militärkommando wurden ganz im Süden zwei ehemalige Mannschaftsgebäude umgebaut, sodass eine weitere Teilung oder Verkleinerung der immer noch 240 ha großen Kaserne in Zukunft erschwert ist.
Besonders erwähnenswert ist, dass ein Teil der Kaserne nach dem ungarischen Volksaufstand 1956 / 57 als Internierungslager für ca. 750 übergelaufene ungarische Soldaten benutzt wurde, 2015 wurde in Folge der Migrationskrise erneut ein Teil der Kaserne abgeteilt und zur Flüchtlingsunterbringung genutzt.
Quelle
Beitrag MilKdo S; https://de.wikipedia.org/wiki/Schwarzenbergkaserne; Aufzeichnungen HR Mag. G. Fritz
Namensgeber der Liegenschaft
Karl Philipp Johann Nepomuk Joseph von Schwarzenberg
Karl Philipp Johann Nepomuk Joseph von Schwarzenberg wurde am 15. April 1771 in Wien als Sohn von Fürst Johann Nepomuk von Schwarzenberg und seiner Gattin Marie Eleonore, Gräfin zu Oettingen-Wallerstein, geboren. Er entstammte damit aus der in Südböhmen ansässigen Linie der weit verzweigten Adelsfamilie Schwarzenberg.
Karl Philipp von Schwarzenberg trat 1788 in den österreichischen Militärdienst ein und nahm bereits 1789 am 2. Russisch-Österreichischen Krieg gegen die Osmanen und am Ersten Koalitionskrieg teil. Auch in den folgenden Jahren war er an den Kriegen gegen das revolutionäre Frankreich beteiligt, im Feldzug von 1794 kommandierte er bereits eine Reiterschwadron. Während der Belagerung von Valenciennes und beim großen Reitergefecht von Le Cateau-Cambresis zeichnete er sich derartig aus, dass ihm noch auf dem Schlachtfeld das Ritterkreuz des Maria-Theresien-Ordens verliehen wurde. 1796 stieg er zum Oberst auf und erhielt das Kommando über das Kürassier-Regiment "Zscheschwitz" Nr. 10. Nach seiner Teilnahme an der Schlacht von Würzburg wurde er im selben Jahr zum Generalmajor befördert, 1800 erfolgte dann seine Ernennung zum Feldmarschallleutnant.
Im Feldzug von 1805 kommandierte er bei Ulm den rechten österreichischen Flügel. Nachdem General Mack kapitulieren musste, entkam er zusammen mit Erzherzog Ferdinand Karl und einigen Kavallerieregimentern nach Böhmen. Im selben Jahr wurde er zum Vizepräsidenten des Hofkriegsrats bestellt.
Nach dem Frieden von Schönbrunn wurde er 1810, mittlerweile General der Kavallerie, als österreichischer Botschafter nach Paris entsandt und leitete dort die Verhandlungen über die Eheschließung Napoleons mit Erzherzogin Marie-Louise von Österreich, der zweiten Tochter von Kaiser Franz I. Gemäß dem im Zuge der Hochzeit vereinbarten Bündnisvertrag hatte Österreich ein Hilfskorps von 30.000 Mann zu stellen, dessen Oberbefehl nach Wunsch Napoleons dem Fürsten Schwarzenberg übertragen wurde.
Im Russlandfeldzug führte Schwarzenberg das österreichische Hilfskorps über Lublin nach Polen und deckte im Juli 1812 den Südflügel der Großen Armee Napoleons im Raum Brest. Nach der Niederlage der französischen Hauptmacht musste sich auch Schwarzenberg mit seinem Korps zurückziehen. Ihm gelang aber die Rückführung seiner Soldaten nach Galizien, wofür er Anfang Oktober 1812 zum Feldmarschall ernannt wurde.
Nach dem Waffenstillstand mit Russland und seinem vergeblichen Versuch, zwischen Frankreich und Russland zu vermitteln, erhielt Schwarzenberg auf Betreiben des Fürsten von Metternich Ende Juni 1813 den Oberbefehl über die verbündeten Streitkräfte gegen Napoleon. Seiner sich in Nordböhmen sammelnden, etwa 225.000 Mann starken Hauptarmee waren auch 48.000 Russen unterstellt - als Generalstabschef fungierte FML Radetzky. Nach seinem Vormarsch auf Sachsen unterlag er Ende August 1813 zwar Napoleons Streitkräften in der Schlacht um Dresden. Mitte Oktober 1813 war er aber mit der Hauptarmee im Südabschnitt der Leipziger Völkerschlacht eingesetzt und konnte maßgeblich zum Sieg beitragen. Im Feldzug von 1814 konnte Schwarzenberg Napoleon in der Schlacht von Arcis sur Aube standhalten und zog Ende März 1814 nach der Schlacht bei Paris siegreich in der französischen Hauptstadt ein. Schwarzenberg wurde von den drei siegreichen Monarchen reichlich ausgezeichnet, Kaiser Franz I. bestellte ihn zum Präsidenten des Hofkriegsrats. Anfang Mai 1814 legte er das Oberkommando nieder und kehrte auf seine Güter in Böhmen zurück.
Nach Napoleons Rückkehr aus Elba im März 1815 übernahm Schwarzenberg erneut den Oberbefehl der österreichischen Armee, die er zwar noch im Raum Heilbronn versammeln konnte, die aber nicht mehr zum entscheidenden Einsatz kam. Mitte Juli 1815 nahm er nochmals an den zweiten Siegesfeiern in Paris teil, danach zog er sich endgültig auf sein Gut Orlik zurück.
Schwarzenberg erlitt am 13. Januar 1817 einen Schlaganfall und verbrachte die folgende Zeit zur Kur in Karlsbad. Weitere Anfälle verschlechterten seinen Zustand in den kommenden Jahren. Er verstarb am 15. Oktober 1820 in Leipzig. Sein Leichnam wurde von den königlich-sächsischen Truppen bis zur Staatsgrenze begleitet, wo ihn das österreichische Militär übernahm und zur schwarzenbergischen Grablege in Wittingau überführte. Sein Sarkophag wurde in der Schwarzenberger Grabkapelle im Orlíker Schlosspark bei Kožlí beigesetzt.
Karl Philipp von Schwarzenberg heiratete am 28. Januar 1799 in Wien die Witwe von Anton Fürst Esterházy, Maria Anna, eine geborene Gräfin von Hohenfeld. Aus der Ehe gingen drei Söhne hervor: Friedrich Karl zu Schwarzenberg (1800–1870), Karl Philipp Fürst zu Schwarzenberg (1802–1858) und Edmund zu Schwarzenberg (1803–1873). Der tschechisch-schweizerische Politiker Karel Schwarzenberg (* 1937) ist über die Linie Karl Philipps sein direkter Nachfahre.