Kaserne Arsenal und HGM
Adresse der Liegenschaft
Kelsenstraße 4 / Ghegastraße 1, 1030 Wien
Art der Liegenschaft
Kasernen, Flugplätze, Kommandogebäude
Bezeichnung der Liegenschaft
Arsenal: k.k. Artillerie-Arsenal (1856 - 1918), Industriewerke Arsenal (1919 - 1926), Arsenal (seit 1932)
HGM: k.k. Hofwaffenmuseum (1869 - 1891), k.u.k. Heeresmuseum (1891 -1918), Heeresmuseum (1921 - 1945), Heeresgeschichtliches Museum (1946 bis heute)
Kaserne Arsenal: Schießplatz und Exerzierplatz Arsenal (ca. 1860 - 1918), Kaserne Arsenal (seit 1947)
Geschichte der Liegenschaft
Vor der Revolution 1848 befand sich das 1587 gegründete kaiserliche Zeughaus, das auch Oberes Arsenal genannt wurde, innerhalb der Stadtmauern rund um den Platz Am Hof. Nachdem es den Aufständischen während der Revolution von 1848 gelungen war, das Waffenlager zu plündern, wurde nach Wiederherstellung der inneren Ordnung beschlossen, für die Herstellung und Lagerung der Waffen ein neues Arsenal vor der Belvedere-Linie zu errichten. Die Anlage wurde - wie die weiteren damals rund um die Stadt geplanten Kasernen - als Defensionskaserne, d.h. selbstverteidigungsfähig, ausgeführt (die beiden nach diesem Programm noch errichteten Kasernen waren die Franz Josephs- und die Erzherzog Rudolfs-Kaserne am Donaukanal, weitere geplante Kasernen wurden nicht mehr ausgeführt).
Die Grundsteinlegung für das Arsenal fand bereits am 21. Juli 1849 statt, der Schlussstein ist mit 8. Mai 1856 datiert. Die aus einem geladenen Architekturwettbewerb gleichrangig hervorgegangenen Architekten Ludwig Förster, Theophil Hansen, Eduard van der Nüll und August Sicard von Sicardsburg sowie Carl Rösner wurden mit einer gemeinsamen Planung beauftragt, wobei jeder Architekt für eine bestimmte Gebäudegruppe zuständig war. Die Gebäude bilden ein Rechteck von 688 Metern Länge und 480 Metern Breite, die Randverbauung wurde durch höhere Kasernen und niedere Depottrakte gebildet, in der Mitte waren das Museum und die Werkstätten angeordnet. Die militärisch wichtigsten Gebäude waren die im II. Weltkrieg zerstörten Objekte der Gewehrfabrik und der Geschützgießerei mit den zahlreichen angegliederten Werkstätten. Insgesamt umfasste die Anlage 31 Objekte. Das gesamte Areal war damals mit einem Bauverbotsrayon umgeben. Die Anlage ist die bedeutendste profane Baugruppe des romantischen Historismus in Wien und im italienisch-mittelalterlichen bzw. byzantinisch-maurischen Stil als Rohziegelbau ausgeführt.
Das Kommandantengebäude wurde von Eduard van der Nüll und August Sicard von Sicardsburg entworfen, das in seiner Mischung aus romanisierenden und gotisierenden Stilformen an eine italienische Burg erinnert. Der unmittelbar dahinter liegende Museumsbau ist das älteste eigenständig als Museum errichtete Gebäude der Welt. Es wurde nach Plänen von Theophil Hansen und Ludwig Förster errichtet und sollte neben seiner Funktion als Waffenmuseum auch als Ruhmes- und Ehrenhalle für die Armee dienen. Am Ende der Mittelachse im Süden befindet sich die bis heute erhaltene Arsenalkirche "Maria vom Siege", für dessen Planung Carl Rösner verantwortlich war.
Bereits kurz nach der Errichtung wurde die Anlage um einen an der Ostseite gelegenen Schießplatz und einen Exerzierplatz erweitert, später wurde auf der östlichen Seite des Exerzierplatzes auch die Militärareonautische Anstalt mit der heute noch existierenden Ballonhalle etabliert. Neben der Waffenerzeugung diente das Arsenal aber auch als Artilleriekaserne.
Nach Zusammenbruch der Monarchie wurde das Areal mangels militärischer Folgeverwendung in die Industriewerke Arsenal übergeführt. Das Projekt hatte aber weder wirtschaftlichen noch politischen Erfolg, daher wurden die Gebäude ab 1926 einzeln vermietet oder verkauft (1928 wohnten hier 2.500 Personen und in 170 Firmen wurden 2.600 Arbeiter beschäftigt). Ab 1932 kam es schrittweise wieder zu einer militärischen Nutzung, so wurde eines der hinteren Eckgebäude für das Infanterie-Regiment Nr. 15 freigemacht. In den Folgejahren bis zum Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich waren hier auch zahlreiche weitere Verbände stationiert.
Mit Ausbruch des II. Weltkrieges wurden das Arsenal von der Deutschen Wehrmacht übernommen. Daneben wurden hier bis 1944 durch die Ostmarkwerke 5 % aller von der Deutschen Wehrmacht eingesetzten 2-cm Flak-Geschütze hergestellt. Ab 10. September 1944 war das Arsenal (mit dem benachbarten Ost- und Südbahnhof) Ziel von insgesamt 10 Bombenangriffen, die große Verwüstungen anrichteten.
Nach der Befreiung Österreichs durch die Alliierten wurden vor allem aus finanziellen Überlegungen viele der schwerst beschädigten Gebäude nicht wieder aufgebaut und die meisten der noch benutzbaren Gebäude einer zivilen Verwendung zugeführt. So entstanden 1959 - 1963 die von Erich Boltenstern und Robert Weinlich entworfenen Dekorationswerkstätten der Bundestheater, 1961 - 1963 die Betriebsgebäude und 1973 ein 155 m hoher Richtfunkturm der Post. Schließlich wurden von Gustav Peichl 1990 die Probebühne des Burgtheaters und 2012 eine weitere für die Staatsoper errichtet. Auch die ehemaligen Randkasernen wurden zu Wohnungen umgestaltet. Auf dem südlich angrenzenden Gelände wurde das weitläufige Österreichische Forschungs- und Prüfzentrum Arsenal mit einer der weltweit größten Klimakammern angesiedelt.
In militärischer Nutzung nach 1955 verblieben nur das Heeresgeschichtliche Museum und das Gelände des ehem. Exerzierplatzes, das heute als Kaserne Arsenal bezeichnet wird.
Geschichte des Heeresgeschichtlichen Museums
Das Innere des Heeresgeschichtlichen Museums manifestiert die Absicht des jungen Kaisers, nicht bloß ein Gebäude für die kaiserlichen Waffensammlungen zu errichten, sondern auch eine Ruhmes- und Gedenkstätte für die kaiserliche Armee zu schaffen. Gleich im Eingangsbereich sind in einer Feldherrenhalle 56 Statuen der "berühmtesten, immerwährenden Nacheiferung würdiger Kriegsfürsten und Feldherren Österreichs" (Zitat der kaiserlichen Entschließung vom 28. Februar 1863) aufgestellt. Die Statuen sind in Carrara-Marmor ausgeführt und mit 186 cm alle einheitlich hoch. Neben 51 berühmten Feldherrn hat es auch Andreas Hofer zur Ehre einer Statue gebracht. Über ein prunkvoll ausgestattetes, dreiläufiges Stiegenhaus gelangt man in die über der Feldherrnhalle liegende Ruhmeshalle, die mit Fresken von Karl von Blaas ausgestattet ist. Sie zeigen die wichtigsten militärischen Ereignisse aus der Geschichte Österreichs von den Babenbergern über die Regierungszeit Maria Theresias und Josephs II., die Napoleonischen Kriege, den Tiroler Volksaufstand bis zur Schlacht bei Novara.
Das Museumsgebäude wurde zwar schon 1856 fertiggestellt, die innere Ausgestaltung dauerte aber bis zum Jahr 1872. Die Sammlung war zunächst eine reine Waffen- und Trophäensammlung, deren Schwerpunkt die Harnische und Waffen der kaiserlichen Leibrüstkammer bildeten. Weitere Schaustücke kamen aus der ehemaligen Hof-Waffensammlung des kaiserlichen Zeughauses, der kaiserlichen Privatsammlung aus dem Schloss Laxenburg sowie der Wiener Schatzkammer. Nach ihrer repräsentativen Aufstellung im neuen Gebäude im Jahre 1869 wurde das Museum als k.k. Hofwaffenmuseum ohne große Zeremonie für den öffentlichen Besuch freigegeben. Kaum 10 Jahre später war zu befürchten, dass im Zuge des im Bau befindlichen Kunsthistorischen Museums wesentliche Teile der Waffensammlungen dorthin verlagert werden könnten, wodurch die Zukunft des mittlerweile etablierten Museums wieder unsicher wurde.
Ein Kuratorium unter dem Vorsitz von Kronprinz Rudolf und Erzherzog Wilhelm legte daher 1885 den Schwerpunkt fortan auf die Taten der kaiserlichen Armee. Daher wurden von nun an von diversen Militärinstitutionen wie auch Privatpersonen historische Objekte für das neue Museum übernommen. Als Prinzip galt dabei, dass in die Sammlungen nur Siegestrophäen und historisch interessante Gegenstände ausschließlich österreichischer Provenienz aufgenommen werden sollten. Es durften auch nur Originale ausgestellt werden, Bilder und Modelle nur unter besonderen Umständen. Das neue k.u.k. Heeresmuseum wurde am 25. Mai 1891 feierlich durch den Kaiser eröffnet und seiner Bestimmung übergeben.
Mit dem Ausbruch des I. Weltkrieges im Jahre 1914 wurde das Museum für den allgemeinen Besuch geschlossen, da von den verschiedenen Kriegsschauplätzen so viel Material angeliefert wurde, dass eine ordnungsgemäße Aufstellung unmöglich wurde.
Nach Zusammenbruch der Monarchie sollten die Sammlungen aufgelöst und wegen der wirtschaftlichen Notsituation sogar verkauft werden. Es kam aber anders und das Haus wurde als Österreichisches Heeresmuseum im Jahr 1921 wiedereröffnet. Der Schwerpunkt sollte nun auf der Dokumentation des jüngsten Krieges liegen. Mit der Eröffnung der Kriegsbildergalerie 1923 wurde erstmals auch der bildenden Kunst ein größerer Bereich gewidmet.
Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich war das Museum dem deutschen Heeresmuseum in Berlin unterstellt, in dieser Zeit wurden gezielt geraubte Objekte verfolgter und vertriebener Jüdischer Mitbürger zusammengetragen. Neben der Erweiterung der Sammlung durch nationalsozialistische Methoden wurde das Museum im Laufe des Krieges im Dienst der NS-Propaganda auch für eine Reihe von Sonderausstellungen und Beuteschauen missbraucht. Nach Beginn der Luftangriffe durch die Alliierten wurden die wertvollsten Bestände an sichere Orte ausgelagert. In der Folge wurden sowohl das Museumsgebäude wie die benachbarten Depots durch Bomben schwer beschädigt.
Während der Besatzungszeit wurden viele Sammlungsobjekte von den Alliierten requiriert, vieles fiel aber auch Diebstahl und Plünderungen zum Opfer. Da die Verluste durch die Kampfhandlungen und die Plünderungen fast 40 Prozent der gesamten Sammlung umfassten, drohte dem Museum wieder die Schließung. Trotz dieser Schwierigkeiten begann man ab 1946 mit dem Wiederaufbau des nunmehr Heeresgeschichtlichen Museums genannten Hauses, wobei auch Exponate aus dem Belvedere und dem Kunsthistorischen wie dem Technischen Museum übernommen wurden.
Unter der Leitung von Johann Christoph Allmayer-Beck, der von 1965 bis 1983 Direktor war, wurde der Ausstellungsbereich einer großzügigen Erneuerung unterzogen. 1998 wurde unter der neuen Leitung von Manfried Rauchensteiner der Saal "Republik und Diktatur" eröffnet, in dem Objekte aus der Zeit von 1918 bis 1945 gezeigt werden. Unter der Direktion von M. Christian Ortner konnte am 28. Juni 2014 - pünktlich zum 100. Jahrestag des Attentats von Sarajevo - die Ausstellung zum I. Weltkrieg in neu gestalteter Form eröffnet werden.
Geschichte der Kaserne Arsenal
Die heutige Kaserne Arsenal wurde 1947 - 1956 auf den größtenteils leeren Flächen des ehemaligen Exerzierplatzes errichtet, wobei die noch aus der Zeit der Monarchie stammende Ballonhalle und das viergeschossige, frühmoderne Lagergebäude integriert wurden. Diese Kaserne diente seit ihrer Gründung der Heereslogistik, berühmt geworden ist sie durch die hier durchgeführten Versteigerungen von ausgeschiedenen Heeresfahrzeugen durch das Dorotheum und die ebenfalls hier untergebrachte Heeresdruckerei.
Im Zuge der Neuerrichtung der Autobahnauffahrt vom Gürtel auf die Südosttangente und des Ausbaus des Hauptbahnhofes inkl. einer Zubringerstraße quer durch die Kaserne Arsenal zu der neuen Auffahrt wurde die komplette Absiedung der dort dislozierten Dienststellen überlegt. Letztlich kam es aber nur zu einem teilweisen Verkauf von Randflächen, da bis dato noch keine Ersatzbauten für die hier untergebrachten Dienststellen geschaffen wurden.
Quellen
H. Förster: Das k.k. Artillerie-Arsenal zu Wien, Separatdruck der Allgemeinen Bauzeitung, Wien 1866; Bgdr i.R. Prof. Mag. R. Urrisk: Militärische Objekte und Liegenschaften, Typoskript ca. 2010; Aufzeichnungen HR Mag. G. Fritz; https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Arsenal, https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Kaserne_Arsenal; https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Heeresgeschichtliches_Museum;
https://de.wikipedia.org/wiki/Heeresgeschichtliches_Museum, https://de.wikipedia.org/wiki/Arsenal_(Wien)