Kirchner-Kaserne
Adresse der Liegenschaft
Kasernstraße 27, 8010 Graz
Art der Liegenschaft
Ehemalige Liegenschaften
Bezeichnung der Liegenschaft
Schönau-Kaserne (1872 - 1967), Kirchner-Kaserne (1967 - 2016)
Geschichte der Liegenschaft
Die Liegenschaft Schönau war einst im Besitz der Herrschaft Liebenau. Im Jahre 1780 erwarb der Großhändler Franz Anton Weigl diese Liegenschaft und errichtete eine Kattunfabrik. Nach wenigen Jahren wurde die Fabrik jedoch wieder geschlossen. Aufgrund akuter Platzprobleme entschied das Ärar 1828, die Kattunfabrik auf dem Schönaugelände zu kaufen. Sie diente anfangs als Unterkunft für das Fuhrwesenkorps bzw. des Trains. Ab 1872 wurden weitere Fuhrwerks- und Materialdepots errichtet. Vor dem I. Weltkrieg lagen hier die Train-Division Nr. 3 mit ihrem Stab und fünf Eskadronen und dem Ersatz-Depot-Kadre, hauptsächlich waren die Augmentationsvorräte und die Ausrüstungsmaterialen der Traintruppe hier gelagert. Auch das Rote Kreuz hatte hier ein Wagendepot.
Zur Zeit der 1. Republik waren in der Schönau-Kaserne ein Telegraphenbataillon und eine Divisionskraftfahrabteilung beheimatet. Nach dem Anschluss 1938 wurde das Telegraphenbataillon in die 3. Gebirgsdivision als Gebirgs- und Nachrichtenabteilung 68 eingegliedert. Nach einer Nutzung durch die britischen Besatzungstruppen wurde hier bereits im Juni 1951 die Gendarmerieschule Schönau der B-Gendarmerie in Betrieb etabliert.
Nach 1955 waren in Folge zuerst das Stabsbataillon 5, dann das Landwehrstammregiment 54, das Kommandobataillon 1 und schließlich das Versorgungsregiment 1 in der Kaserne untergebracht. Neben zahlreichen Sanierungen und Adaptierungen der alten Gebäude wurden hier wie in so vielen Kasernen Anfang der 80er-Jahre zwei Unterkunftsgebäude in der typischen Kreuzbauweise errichtet.
Nach den Ergebnissen der Bundesheerreformkommission BH 2010 wurde die militärische Nutzung der Liegenschaft aufgegeben und das hier zuletzt beheimatete Versorgungsregiment 1 nach Gratkorn verlegt, danach wurde die Kaserne 2016 an eine Wohnbaugesellschaft verkauft.
Quellen
W. Steinböck (Hrsg.): Graz als Garnison, 1982, Festschrift 50 Jahre Garnison Graz, MilKdo St 1995, H. Wippel: Die Kirchner-Kaserne in Graz. Die geschichtliche Entwicklung und Bedeutung eines militärischen Standorts vom I. Weltkrieg bis zu seiner Auflassung, DiplArbeit Uni Graz 2010; https://online.uni-graz.at/kfu_online/wbAbs.showThesis?pThesisNr=17296&pOrgNr=1&pPersNr=54019; https://unterirdisch.de/index.php?threads/steiermark-ehemalige-kasernen-und-einrichtungen-des-bundesheeres.15496/
Namensgeber der Liegenschaft
Hermann Kirchner
Hermann Kirchner wurde am 6. Mai 1890 in Feldbach in der Steiermark geboren. Nach dem Besuch der Volksschule und von vier Klassen Landesrealschule in Graz begann Kirchners militärische Ausbildung an der Infanteriekadettenschule in Liebenau. 1909 wurde er zum k.u.k. Infanterie-Regiment Nr. 88 ausgemustert. Nach ersten Erfahrungen im Grenzdienst wurde er 1912 zum IV. Bataillon des k.u.k. Infanterie-Regiments Nr. 42 versetzt.
Seine ersten Kriegseinsätze führten ihn im I. Weltkrieg noch als Leutnant auf den Balkan und nach Südtirol, wo er 1916 im Zuge der Maioffensive an der Eroberung der als uneinnehmbar geltenden Zugna-Torta beteiligt war. Dabei zeichnete er sich durch seine Entschlusskraft und Risikofreudigkeit aus und erhielt dafür 1922 das Ritterkreuz des Militär-Maria-Theresien-Ordens. 1917 absolvierte er den Generalstabskurs und wurde ein Jahr später durch eine außerordentliche Beförderung Hauptmann. Kurz vor Ende des Krieges geriet er noch in italienische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1919 heimkehrte.
Danach arbeitete er zunächst als Geschäftsmann, wurde aber 1928 als militärischer Organisator nach Albanien berufen, wo er als Major am Aufbau der dortigen Armee mitarbeitete. Im Jahre 1931 wurde er zum ersten Generalstabsoffizier der albanischen Armee ernannt und war bis kurz vor Ausbruch des II. Weltkrieges Personalamtschef, letztlich brachte er es als Oberst in der albanischen Armee bis zum Chef des Generalstabes und Heeresgeneralinspektor.
Zu Beginn des II. Weltkrieges kehrte er aber nach Graz zurück, lehnte es aber ab, mit den Nationalsozialisten zu kooperieren. Nach 1945 arbeitete er noch einige Jahre im Betrieb seines Bruders und starb am 8. März 1953 in Graz.
Quellen
Beitrag MilKdo St; https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Kirchner_(Offizier)